Nun heißt der findige Kopf Michael Sombetzki, und wer sich jemals in seinem highfidelen Leben intensiver mit Elektrostaten auseinander gesetzt hat, wird fast zwangsläufig seine Wege gekreuzt haben. Sei es, dass reparaturbedürftige Schallwandler durch seine Hände ein zweites Leben bekommen haben, oder man mit bei seinem vormaligen Arbeitgeber Quad Kontakt hatte. Über die Art der Schallerzeugung kann bei seinen Produkten kein Zweifel bestehen: Genügend gute Gründe Musiksignale per Elektrostaten in Töne zu wandeln gibt es obendrein. Das Funktionsprinzip eines Elektrostaten basiert auf einer hauchdünnen leichtgewichtigen Membranfolie, deren elektrische Leitfähigkeit die klassische Schwingspule als Antrieb ersetzt. Eingefasst in einem Rahmen wird sie zwischen zwei schalldurchlässige Statoren/Gitterelektroden platziert. Beide „Platten“ sind dabei gleichpolig elektrisch aufgeladen; auf der Folie wiederum fließt die gegenpolige elektrische Ladung. Auf diese Weise von gleichen Kräften vorgespannt, verharrt sie im Ruhezustand ruhig und präzise in der Mitte.
Das Tonsignal des Leistungsverstärkers wird nun im Gegentakt (Push-Pull) an die beiden Gitterelektroden angelegt. Die derart elektrisch beeinflusste Membranfolie – eine Elektrode zieht sie an, während die Andere sie mit derselben Stärke abstößt – wird so über ihre gesamte Fläche ebenso gleichmäßig wie exakt in Schwingung versetzt. Voila, schon haben wir einen perfekten Breitbandwandler der mit seiner sehr massearmen Membrane feinsinnig und hochaufgelöst musizieren kann – gäbe es da nicht ein paar klitzekleine Hürden.
Zum einen erfordert die Positionierung der Membranfolie zwischen den Elektroden eine hohe Polarisationsspannung, 6000 Volt und mehr dürfen es sein. Um diese Grundspannung zu überlagern, muss das anliegende Audiosignal adäquat hochtransformiert werden, wobei die benötigte Spannung unterhalb der Polarisationsspannung liegt. Alternativ könnten Hochspannungsverstärker wie beispielsweise Röhrenverstärker genutzt werden, nur würden dann mehrere 100 Volt in den Lautsprecherkabeln anliegen oder der Verstärker müsste in das Lautsprechergehäuse integriert werden. Begrenzt ist zudem der maximale Hub der Folie, denn die Distanz zwischen den Statoren und der Membran muss zur Erzielung einer brauchbaren Flächenkraft sehr klein sein, womit letztere aber andererseits nur zu kleinen Amplituden in der Lage ist. Wird die Schwingung zu groß, kann die Membrane an den Statoren anschlagen, entsprechende Misstöne wären die Folge. Für eine substantielle Basswiedergabe muss somit die Membranfläche entsprechend vergrößert werden. Damit kommen wir zum Kabinett. Ungefähr tausend Liter angekoppeltes Gehäusevolumen würde ein Vollbereichselektrostat als ideale Arbeitsumgebung ansehen – wohnraumfreundliche Abmessungen sind mit dieser Vorgabe nicht mehr erzielbar. Bleibt die Ausführung als Dipolstrahler. Zwar kennt diese Bauform keine gehäusetypischen Resonanzen, dafür aber den akustischen Kurzschluss: Der Schall wird nach vorne und mit invertierter Phase zeitgleich nach hinten abgestrahlt, was insbesondere im Tieftonbereich quasi zur Auslöschung des Schalldrucks führt.
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