J.S.: Beim Einladen der Dynaudio Contour S 1.4 LE hat mir mein Freund Wolfgang Kemper ja noch geholfen, beim Ausladen des relativ kleinen Zweiwege-Monitors macht das Gewicht von zwölf Kilogramm pro Stück doch nachhaltig Eindruck. Nach kurzer Zeit stand sie dann auch schon auf den ihr zugedachten Stands in meinem Hörraum, machte optisch eine tolle Figur, klang aber im ersten Eindruck ziemlich bescheiden. So etwas schreckt mich aber nicht, da man nach meiner Erfahrung den Einfluss der Aufstellung eines Lautsprechers keinesfalls unterschätze sollte. Also habe ich zuerst einmal die beiliegenden Spikes unter die Stands geschraubt. Dann war schon nach wenigen Takten Musik klar, dass hier ein ziemlich guter Lautsprecher in meinem Hörraum stand. Und nachdem ich noch gehörmäßig Höhe und Einwinkelung veränderte, rastete so nach circa zwei Stunden Feinjustage das Klangbild irgendwann regelrecht ein. Was war passiert? Meine Ohren befanden sich in der Höhe ziemlich genau zwischen Mittel- und Hochtöner und die Dynaudios waren deutlich auf mich gerichtet. Es passierte das, was bei mir nicht häufig vorkommt, ich wollte am liebsten gar nicht mehr aus meinem Hörraum heraus. Nun weiß ich ja aus langjähriger Erfahrung, dass sich im Laufe der Zeit ein solcher Eindruck nicht unerheblich verändern kann.
Aber nicht in diesem Fall, denn jede Hörsession in den kommenden drei Wochen dauerte erheblich länger als gedacht: Die Contour S 1.4 LE fesselte mich nicht weniger, sondern immer mehr. Warum nur? Zwischendurch wechselte ich deshalb zweimal für einige Zeit auf meine mehr als 10 Jahre bewährten Myro Rebell zurück. Danach war klar, dass die es zum ersten Mal in dieser langen Zeit mit ernsthafter Konkurrenz zu tun bekam. Die Contour passt perfekt in meine Kette. Sie scheint aber kein Kostverächter zu sein, das heißt, Sie sollten ihr einen Vollverstärker respektive eine Endstufe mit ausreichend Leistung bereitstellen. Davon hat meine alte NAD Endstufe reichlich. So angetrieben gehört die gebotenen Fein- und Grobdynamik zum Besten, was ich bisher kennenlernen durfte. Ich habe mit allen Quellen – Platte, CD und Computer-Audio – gearbeitet. Das Ergebnis war mit allen gleich herausragend.
Die Dynaudio Contour S 1.4 LE spielt hochauflösend mit einer schon fast holografischen Raumabbildung, wird dabei aber nie lästig. Das musikalische Geschehen löst sich wie auch bei meiner Myro vollständig vom Lautsprecher ab. Ich mochte es kaum glauben, aber das machen die Dynaudios sogar noch besser, denn die Raumabbildung legte in Breite, Höhe und Tiefe nochmal ein ganzes Stück zu. Instrumente und Stimmen werden punktgenau dargestellt und haben viel Luft drum herum. Und nicht vergessen darf ich den für eine Box dieser Größe trockenen und dabei erstaunlich tief reichenden Bass. Hören Sie einmal Carl Orffs Carmina Burana von Telarc, die einen harten Prüfstein bildet. Ich habe diese Aufnahme bisher noch nicht so erstklassig aufgefächert gehört. Stimmenwiedergabe und Trennung des großen Chors gelingen den Dynaudios herausragend gut. Die Stimmenverständlichkeit ist dabei die beste, die ich bis jetzt bei dieser Aufnahme vernommen habe. Dabei bleibt das Dargebotene absolut homogen. Klasse!
In Summe konnte ich mit diesem Lautsprecher aufgrund seiner offenen und überaus sauberen Wiedergabe leiser als üblich hören. Das galt für alle Musikstile. Ich höre beispielsweise viel und gern Gregory Porter. Das Stück „Skylark“ von seiner LP/CD Water setze ich dabei gern zum Testen ein. In diesem Fall hatte ich von LP und CD gleichermaßen das Erlebnis, Feinheiten in der Auflösung von HiHats und dem Schlagzeugbesen zu hören, die ich tatsächlich bisher noch nicht kannte. Die mitlaufende Basslinie kam klar und differenziert und ging dabei so tief runter, dass bei mir nicht der Wunsch nach mehr aufkam. Und als Gregory Porter seine Stimme erhob, war die Illusion fast perfekt.
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