Vor allem musikalisch macht der E 12 auf Anhieb einen prima Eindruck. Schon ohne große Aufwärmzeit liefert er ein stimmiges, tendenziell warmes Klangbild. Dabei fehlen im Hoch- oder Obertonbereich keineswegs Glanz und Offenheit. Besonders schön, dass der E 12 diese musikalische Stimmigkeit an meinen Quadral Platinum M 50 Lautsprechern mit 90 dB Wirkungsgrad auch schon bei leisesten Pegeln beweist. Mehrfach ertappte ich mich, wie ich das eine oder andere Musikstück leiser hörte als über meine etatmäßige große Anlage. Andererseits hatte der E 12 keinerlei Probleme, große Pegel in meinem nicht gerade kleinen Musikzimmer zu generieren. Etwas eigene Körper-Wärme entwickelt der E 12 schon. Dies ist dem recht breiten Classe-A-Bereich geschuldet und wird von mir deshalb gern akzeptiert. Stromstabil sei er auf jeden Fall bis mindestens zwei Ohm, so Andreas Schönberg. Meine üblichen Teststücke von Vinyl, CD oder vom Rechner reproduzierte er allesamt überzeugend. Dabei war er spielend in der Lage, einerseits den Streichern bei Vivaldis Le Quattro Stagioni (Philips, Iona Brown, Academy of St.Martin-in-the-Fields) den erhofften seidigen Schmelz zu verleihen wie andererseits Jimi Hendrix' Gitarre ihren schneidenden Biss bei The Jimi Hendrix Concerts (CBS 88592 von 1982). Die sonst über meine Anlage etwas harsch klingende CD Bella Donna von Stevie Nicks interpretierte der E 12 überraschend wenig nervig.
Nach Tagen des Hörens erschien mir der Neue als Tausendsassa, der mit jedem Material wunderbar zurechtkommt. Ihm haftet eine gewisse Seidigkeit im Klangbild an, die ihn stets angenehm klingen lässt. Umso überraschender ist seine Fähigkeit, es bei Bedarf auch brachial krachen zu lassen. Die Wiedergabe des E 12 fußt nicht auf derselben tiefen Schwärze, die ich von meinem großen Set für den zig-fachen Preis gewöhnt bin, aber ihm gelingt die Bühnen-Darstellung in jedem Fall glaubwürdig und vor allem frei von jeglicher Bindung an die Lautsprecher. Nun ist so ein Ergebnis nicht nur das einer einzelnen Komponente, sondern das der gesamten Audio-Kette. Um meinen schon beinahe bedenklich positiven Eindruck zu verifizieren, bat ich meinen kollegialen Freund Jörg Schimmel, den E 12 in seine Anlage integrieren zu dürfen. Jörg Schimmel benutzt den gleichen Tonabnehmer von Audio Technica wie ich, wenn auch in einem deutlich besseren Tonarm, nämlich dem magnetisch gelagerten von Musical Life auf einem Laufwerk aus demselben Hause. Als Phonostufe hören wir beide die Koru von Plinius. Sein kompakter Myro Rebell Lautsprecher wird üblicherweise von einer aus China direkt importierten DA-Wandler-Vorstufe von Audio-GD und einer uralten NAD PE 2200 Endstufe betrieben, verbunden mit Inakustik LS 1202 Kabenl. Diese Kette ist ungeheuer stimmig und klingt wahnsinnig detailgenau, ohne es dabei Körperhaftigkeit vermissen zu lassen, auch wenn sie im unteren Frequenzsegment etwas schlank daherkommt.
Der E 12 ersetzte also den Audio-GD und den NAD. Und siehe da, Jörg Schimmel war beeindruckt, auch wenn er ansonsten stets das berüchtigte Haar in der Suppe sucht. Genau wie mir gefiel ihm das homogene, wirklichkeitsnahe Klangbild. „Für das Geld ein richtig guter Verstärker“ äußerte er sich anerkennend. Auch in dieser Kette zeigte der E 12 seine bestechende Musikalität und seinen klangfarbenstarken Charakter, ähnlich wie in meinem Set. Man muss schon tief ins Portemonnaie langen, um hörbar mehr zu bekommen. So kostet beispielsweise der P 12 Vollverstärker aus Audio Exklusivs Classic Line stet etwa das Doppelte.
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