Für den Test habe ich den Bryston über ein symmetrisches Kabel direkt mit den Ausgängen des M2Tech Young DSD verbunden. Da der Melco (hier ein Link zu http://www.hifistatement.net/tests/item/1582-melco-ha-n1a-teil-1), der den iMac als Datenlieferanten deutlich deklassierte, in der Kette des Kollegen Roland Dietl seine Qualitäten in Verbindung mit einem Streamer beweisen soll, blieb mir nichts anders übrig, als wieder den Computer samt Amarra und Co. als zu Zuspieler einzusetzen. Für einen ersten Vergleich zwischen symmetrischer und unsymmetrischer Betriebsart des Audeze LCD-X wähle ich einen Songs aus Jonas Hellborgs Bass-Spektakel The Silent Life: Bis auf den allertiefsten Frequenzbereich sind die Unterschiede zwischen beiden Verstärkungsarten recht gering. Aber wenn es darum geht aufzuzeigen, wie sich die Basswellen im – imaginären? – Raum ausbreiten, sorgt der Brückenbetrieb der speziellen Bryston-Op-Amps für ein solideres Fundament mit deutlich mehr Informationen. Beim Musikgenuss über Lautsprecher würde ich dieses Frequenzspektrum als dasjenige bezeichnen, wo man Schall nicht nur hört, sondern auch fühlt. Hier bietet die symmetrische Betriebsart klare Vorteile. Bei Test von SPLs Phonitor 2 habe ich leider keine Jonas-Hellborg-Scheibe verwendet, was ich jetzt aber sofort nachhole. Obwohl der SPL nur den unsymmetrischen Anschluss erlaubt, bringt auch er die beinahe schon subsonischen Frequenzen rüber, allerdings wirkt die Wiedergabe im Vergleich zum Bryston minimal verhangen. Luftiger und räumlicher klingt es dann aber wieder, sobald ich die Lautsprechermatrix des Phonitor aktiviert habe. Trotzdem gefällt mir bei Hellborgs Tieftonschwelgerei der BHA-1 minimal besser.
Auch wenn statt eines einzelnen Instrumentes das London Symphony Orchestra unter Malcolm Arnold zu hören ist und die English Dances des Dirigenten aufführt, bringt die symmetrische Betriebsart gegenüber der bis vor einigen Jahren allgemein üblichen unsymmetrischen deutliche Vorteile: Die Instrumentengruppen lassen sich dann leichter räumlich differenzieren, die Aufnahmeumgebung wirkt weiträumiger und luftiger und Pauken und Kontrabässe erklingen mit mehr Kontur. Am Audeze zahlt sich die Investition in die Brückenendstufe des Bryston wirklich aus. Im unsymmetrischen Betrieb kann er sein klangliches Potential nicht völlig zu Geltung bringen. Zu meiner Überraschung ist das Klangbild beim Phonitor 2 ähnlich wie das Bryston bei symmetrischem Betrieb. Im Tieftonbereich erreicht der SPL allerdings nicht ganz die Präzision des BHA-1, woran auch die Aktivierung der Matrix-Schaltung nichts ändern kann. Deren Einsatz drängt sich bei Großorchestralem übrigens weit weniger auf als etwas Pop- respektive Rocksongs.
Bei Van Morrisons „Whatever Happened To PJ Proby“ vom Album Down The Road setzt die Matrix-Schaltung der Wiedergabe über den Phonitor 2 das Sahnehäubchen auf. Dennoch muss ich zugeben, dass mich die von der Matrix-Schaltung größtenteils korrigierte, bei Kopfhörern ansonsten unvermeidliche Spreizung der Stereobasis um so weniger stört, je mehr Zeit ich unter einem der Audezes verbringe. Aber mehr noch als an diesem Gewöhnungseffekt dürfte es an der farbigeren, luftigeren und dadurch weiträumigeren Darstellung der imaginären Bühne des Bryston liegen, dass ich hier das Fehlen einer Matrix-Schaltung nicht vermisse. Im symmetrischen Betrieb verwöhnt der BHA-1 mit so viel Offenheit und faszinierender Feindynamik, dass ich auch Rockmusik uneingeschränkt genießen kann. Der Vollständigkeit halber höre ich Van Morrisons Song auch einmal mit der unsymmetrischen Verkabelung des Audeze LCD-X: Die Differenzierung nimmt ab, das Klangbild ist zwar weniger offen und weiträumig, „klebt“ aber dennoch eher an den Wandlern und wirkt unnatürlich weit gespreizt. Wer den Bryston mit einem unsymmetrisch verkabelten Kopfhörer betreibt, kommt bei weitem nicht in den Genuss seiner enormen klanglichen Fähigkeiten.
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