tests/15-03-30_lyric
 

Lyric Ti 100

30.03.2015 // Jürgen Saile

Sauberer Aufbau im Inneren, wenn man sich die beiden Ausgangstransformatoren ansieht, weiß man, woher das Gewicht kommt. Die beiden großen Nichicon Elkos bilden zusammen mit der 0,42-Henry-Spule eine CLC-Choke-Filterung für die Anodenspannung. Auch kann man erkennen, dass hier qualitativ hochwertige Bauteile eingesetzt wurden und keine No-Name Produkte aus dem Land der Mitte
Sauberer Aufbau im Inneren, wenn man sich die beiden Ausgangstransformatoren ansieht, weiß man, woher das Gewicht kommt. Die beiden großen Nichicon Elkos bilden zusammen mit der 0,42-Henry-Spule eine CLC-Choke-Filterung für die Anodenspannung. Auch kann man erkennen, dass hier qualitativ hochwertige Bauteile eingesetzt wurden und keine No-Name Produkte aus dem Land der Mitte

Der Ti 100 kann mit drei verschiedenen Ausgangsröhren bestückt werden, KT88, KT120 und KT150. Entsprechend ergibt sich eine Ausgangsleistung von 2x8, 2x18 respektive 2x20 Watt. Das vorliegende Modell ist mit der relativ neuen KT150 ausgestattet. Dieser Röhrentyp wurde von der russischen Firma Tung Sol entwickelt und wird exklusiv auch dort gefertigt. Sie gehört zur Familie der Beam Power Tetroden, wie die KT88, aus der sie auch entstanden ist. Die KT88 ist ja so etwas wie die Rampensau unter den Ausgangsröhren. Es gibt kaum einen Gitarrenverstärker, in dem nicht das amerikanische Pendant, die 6550 verbaut ist. Allerdings scheint die vorliegende KT150 mit einer Anodenverlustleistung von 70 Watt eher eine KT88 auf Steroiden zu sein.

Die ungewöhnliche Ei-Form hat nun nichts mit dem kommenden Osterfest zu tun, sondern soll die Mikrophonieneigung verringern und die Wärme besser ableiten. Mit einer Ausgangsleistung von 2x20 Watt ist die Auswahl an passenden Lautsprechern natürlich erheblich größer, als dies bei einer 300B beispielsweise der Fall wäre. Trotzdem sollte man auch hier keinen Lautsprecher mit 80 Dezibel Kennschalldruck, einem Impedanzminimum von 1 Ohm und einer Weiche mit zig Saugkreisen anschließen. Soll es ja geben. Für die wäre der Lyric aber viel zu schade.

Um Ordnung in den Aufbau zu bekommen, werden die Widerstände über eine Hilfsplatine angelötet. Bei dem 0.22µ Kondensator dürfte es sich vom Wert her um den Koppelkondensator handeln. Das Alps-Potentiometer ist motorisiert, wie man oben im Bild leicht erkennen kann.
Um Ordnung in den Aufbau zu bekommen, werden die Widerstände über eine Hilfsplatine angelötet. Bei dem 0.22µ Kondensator dürfte es sich vom Wert her um den Koppelkondensator handeln. Das Alps-Potentiometer ist motorisiert, wie man oben im Bild leicht erkennen kann.

Wobei ich zu diesem Thema auch einmal meinen Senf beisteuern muss, ich will einfach nicht verstehen, warum man Verstärker mit immer höherer Leistung baut, nur weil die Lautsprecherhersteller nicht mehr Willens sind, Chassis mit höherem Wirkungsgrad zu bauen. Bei einem Autohersteller käme niemand auf die Idee, einen Motor mit mehr Leistung einzusetzen, nur weil sich die Handbremse nicht lösen lässt.

Aber egal, angesteuert werden die KT150 von jeweils einer 6SL7 Doppeltriode, wobei die Triodenpaare in Reihe geschaltet sind um eine hohe Spannungsverstärkung zu erzielen. Die 6SL7 könnte man als amerikanische Version einer ECC83 mit Oktalsockel betrachten. Wobei historisch betrachtet die 6SL7 der Vorläufer der ECC83 wäre.

Die Bias Einstellung ist kinderleicht, einfach den Schalter auf „Bias“ stellen, Wert ablesen und gegebenenfalls mit dem Potentiometer nachregeln. Die Stellung „VU“ ist eher etwas für den Spieltrieb, hier kann die momentan abgegebene Ausgangsleistung abgelesen werden
Die Bias Einstellung ist kinderleicht, einfach den Schalter auf „Bias“ stellen, Wert ablesen und gegebenenfalls mit dem Potentiometer nachregeln. Die Stellung „VU“ ist eher etwas für den Spieltrieb, hier kann die momentan abgegebene Ausgangsleistung abgelesen werden

Der Ti100 verfügt über eine von außen einstellbare Über-Alles-Gegenkopplung, die in drei Stufen in 2-Dezibel-Schritten geschaltet werden kann. Dies ist konsequenterweise für den vier Ohm und acht Ohm Abgriff möglich. Jetzt höre ich die Gegenkopplungsgegner schon aufschreien mit dem nicht unberechtigten Hinweis: Sie kommt doch immer zu spät! Da ist natürlich etwas dran, die Über-Alles-Gegenkopplung greift erst, wenn das Signal die gesamte Schaltung schon einmal durchlaufen hat. Soweit die Theorie. Allerdings ist die hier eingesetzte Gegenkopplung sehr sparsam ausgelegt, so dass in allen drei Positionen entspanntes Musikhören möglich ist. Jedenfalls muss jeder für sich selbst herausfinden, was am Besten passt. Zwischen den einzelnen Positionen liegen nun keine Welten, mit geringster Gegenkopplung wird der Klang etwas runder mit mehr Soul, in den anderen Positionen etwas fokussierter und kontrollierter. Dies hängt natürlich auch vom Lautsprecher ab. Ein guter Kompromiss ist möglicherweise die Mittelposition. Zum Glück ist der Schalter auf der Rückseite angebracht, sonst könnte einer vielleicht auf die Idee kommen: Für Michael Jackson nehme ich Position 1, für Schuberts’ Winterreise Position 3, für...


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