Überraschungen gibt es noch in der HiFi-Welt. Ayres neuer Vollverstärker AX-5 ist eine. Mit diesem Vollverstärker habe ich Ungewöhnliches erlebt.
Mit Namen verknüpfen sich Erfahrungen und Erwartungen. Ayre – bitte das Kunstwort wie air = Luft aussprechen – gilt als Hersteller hochwertiger und sehr musikalischer HiFi-Komponenten mit immer wieder unüblich attraktivem Preis-Gegenwert-Verhältnis. Reichlich Testberichte aus aller Welt, auch bei Hifistatement, belegen dies über Jahre. Natürlich sind die Ayres nicht billig zu haben: Kein Wunder bei dem beachtlichen Material-Aufwand, der schon beim ersten Blick auf oder in die Geräte erkennbar wird. Bei Ayre das Beste ist an Bauteilen gerade gut genug.
Seit einiger Zeit musiziert bei mir ein hochpreisiges Satelliten-Lautsprecher-System aus dem Hause Cygnus. Zwei aufwendige Vollbereich-Satelliten werden durch einen besonderen Subwoofer ergänzt. Die Cygnus Quasar plus aktivem Woofer ist wegen des technischen Aufbaus und ihres musikalischen Könnens anspruchsvoll im Hinblick auf ihre Spielpartner, besonders den Verstärker. So blieb bei den Hörproben hier Einiges, auch was sonst zum Feinsten zählt, auf der Strecke. Nur zwei Verstärker bestanden das Test-Partner-Casting mit Bravour: meine Air Tight Röhren Mono-Endstufen für etwa 17.000 Euro plus Vorverstärker T+A P-10 und der Ayre AX-5 Vollverstärker! Der kostet mit 10.800 Euro weniger als die Hälfte der Röhren-Kombination.
Nur eine halbe Stunde nach dem Einschalten hatte ich ihm zum Warmwerden für seinen Erstauftritt in meinem Hörraum gewährt und dennoch geriet der so imposant, dass ich in nachhaltiges Staunen versetzt wurde. „Wie klingt das denn?!“ ging es mir durch den Kopf. Der Ayre AX-5 behandelt die Quasar Lautsprecher, als wären sie keine echte Last, ja überhaupt nicht anwesend. Die Musik ergießt sich mit einer unerhörten Leichtigkeit und Liebenswürdigkeit in den Raum.
Doch bevor ich die Klangeigenschaften näher beschreibe, möchte ich einiges zur Ausstattung und zum Aufbau des Ayre AX-5 sagen. Denn da gibt es wirklich Bemerkenswertes. Schlicht und hochwertig präsentiert er sich. Auf der symmetrisch aufgeteilten, über 12 Millimeter dicken Front aus massivem Aluminium dienen zwei Drehregler der Eingangswahl und der Lautstärke-Einstellung. Dazwischen liegen in der Mitte zwei Taster: einmal zur Aktivierung des Tape-Output, der im Normalbetrieb aus Reinheitsgründen kein Signal bekommt, und zum Zweiten: Standby, Mute oder Betriebsmodus. Das mittige, große, blau leuchtende, alphanumerische Display ist sehr klar lesbar, lässt sich dimmen oder ganz abschalten. Es ist zur strikten Entkopplung vom Audio-Verstärkungs-Trakt mit einer eigener Spannungsregelung versehen. Das Display zeigt den gewählte Eingang, den Pegel und einige weitere Einstellungen. Die Eingänge lassen sich vom Benutzer im Menü dreistellig beliebig benennen oder auch, wenn sie nicht belegt sind, ganz abwählen, so dass nur die belegten Eingänge zur Wahl stehen. Der Ayre AX-5 bietet insgesamt sechs Inputs, allesamt hochpegelig. Eine Phono-Sektion oder einen Digital-Eingang gibt eshier nicht. Das scheint absolut sinnvoll, schaut man einmal auf das Portfolio des Herstellers aus Boulder, Colorado. Exzellente Phonostufen und DA-Wandler ermöglichen eine bedarfsgerechte Erweiterung. Gegenüber der Einschub-Variante anderer Anbieter bietet dies ohnehin den Vorteil, dass man im Falle einer Neuanschaffung beispielsweise eines Wandlers, für den dann ausrangierten viel leichter Verwendung findet als bei einem Einschub, dessen Weiternutzung anderweitig nicht möglich ist. Vier der sechs Eingänge am AX-5 sind symmetrische XLRs, dazu kommen zwei Cinch-Anschlüsse. Sollte man mehr als zwei Geräte mit Cinch-Ausgängen anschließen wollen, ist dies problemlos über Cinch – XLR Kabel oder Adapter möglich.
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