Wer nun – entsprechend dem Klischee – einen warmen, mittigen Ton erwartet hat, nach dem Motto: wunderschöne Mitten, aber oben und unten muss der liebe Gott helfen, wird hier sicher enttäuscht werden, soviel kann ich vorweg schon sagen. Wobei sich auch hier wieder zeigt, dass der mittige Ton bei 300B Verstärkern oft durch eine unpassende Ansteuerung verursacht ist. Das lag in der Vergangenheit natürlich auch daran, dass die von Western Electric hierfür vorgesehene Treiber-Pentode WE 310 noch nicht all zu lange als Nachbau zur Verfügung steht. Und das Original den Weg des Dodo gegangen ist.
>Als erstes kam eine CD von Oscar Peterson aus der neu aufgelegten Serie exclusively for my friends des Labels MPS auf den Teller (ich weiß, da gibt’s keinen Teller, klingt aber irgendwie beruhigend). Die gab es bereits früher als Schallplatte unter der Bezeichnung Musik Produktion Schwarzwald, für die CD hat sich jetzt irgendein Werbefuzzi die Bezeichnung Most Perfect Sound ausgedacht. Nun ja. Jedenfalls handelt es sich hier um sehr interessante Aufnahmen, bei denen die Musiker im Wohnzimmer des Produzenten Brunner-Schwer spielten. So ähnlich muss die Situation ja auch bei Rudy van Gelder in Hackensack für Blue Note gewesen sein. Action heißt die Scheibe und weist damit gleich einmal daraufhin, was hier zu erwarten ist: Peterson bringt dem Klavier das Fliegen bei! Der Kanadier repräsentiert einen virtuosen, klassischen Jazzstil, für den bis heute kein Nachfolger gefunden wurde. Mit modernen Strömungen à la Cecil Taylor, bei denen dann die Musik wie ein Verkehrsunfall klingt, hatte Peterson nichts am Hut. Die meisten seiner Einspielungen wurden für das Label Verve aufgenommen, von denen viele für meinen Geschmack etwas verstaubt klingen. Nicht so bei diesen digital remasterten MPS-Aufnahmen, gleich beim ersten Titel „At Long Last Love“ zeigt Peterson, was er alles drauf hat. Und der VA 830i auch. Die Wiedergabe des Flügels ist schnell und klar, die ungeheure Anschlagsdynamik bei Petersons Blockakkorden kommt ansatzlos rüber. Das ist sicher eine der Stärken des Gerätes. Aber auch in leisen Passagen geht nichts von Petersons Ausdruckskraft verloren.
Mit Jazz kann der Kron Verstärker sehr gut umgehen, jetzt wollen wir einmal sehen, wie das mit klassischer Musik klappt. Ich habe als Nächstes eine Aufnahme mit Christian Thielemann und den Münchner Philharmonikern herausgesucht, Beethoven Ouvertüre Egmont, die Beethoven als begleitende Schauspielmusik zu Goethes Trauerspiel Egmont komponiert hatte. Es handelt sich hier um einen Live-Mitschnitt aus der Münchener Philharmonie. Jeder, der die Entstehungsgeschichte dieser Konzerthalle kennt, weiß um die akustischen Probleme, insbesondere mit großorchestralen Einspielungen. Trotzdem ist diese Aufnahme nicht schlecht gelungen. Mit dem VA 830 wird das Orchester etwas breiter abgebildet und weniger tief. Allerdings bleibt das Raumgefühl sehr gut erhalten, nur eben weniger tief. Wie wichtig das für einen ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Bei den Violinen könnte ich mir etwas mehr Klangfarben vorstellen, allerdings fürchte ich, dass man für einen Verstärker, der die bringt, wesentlich tiefer in die Tasche greifen muss. Und Kron möchte ja auch noch die größeren Geräte verkaufen. Die Musik wird sehr kraftvoll wiedergegeben, insbesondere im Allegro-Teil wird durch die treibende Kraft der Höhepunkt des Dramas sehr gut unterstützt.
Ich weiß, mit Yello kann man heutzutage kaum noch einen Jugendlichen hinter dem Ofen vorlocken, zudem die beiden Schweizer bei dem Album Touch das harte, technoide Element deutlich heruntergefahren hatten. Die Atmosphäre erinnert ein bisschen an verräucherte Jazzclubs der 80-er. Trotzdem sind natürlich die ultratiefen Synthesizerbässe geblieben und die Scheibe hat den treibenden Groove wie eh und je. Auch wird beim ersten Titel sofort klar: Den beiden Oldies aus der Schweiz macht in Sachen Sound keiner so schnell etwas vor. Das funktioniert mit dem tschechischen Verstärker absolut hervorragend, die technischen Effekte und der etwas heisere Sprechgesang von Meier werden hervorragend wiedergegeben. Ebenso der Synthesizer-Bass, der so manchen Subwoofer überfordern könnte. Der kontrollierte Bass ist durchaus ungewöhnlich für einen Verstärker mit 300B Trioden im Ausgang. Wie viele Instrumente hier sonst noch mit von der Partie sind ist nicht so ohne weiteres herauszubekommen, spielt auch überhaupt keine Rolle.
Beim zweiten Stück ist eine gewisse happy Heidi, äh, Heidi Happy mit von der Partie, die mit schmachtender Stimme hier mehr das tragende Element vermitteln soll. Auch die Gesangsstimme kann der Kron Vollverstärker äußerst natürlich und plastisch wiedergeben. Insgesamt eine überzeugende Vorstellung!
Eines sollte man jedoch im Hinterkopf behalten, die eingesetzten Transistoren benötigen eine wesentlich längere Zeit zum „Vorglühen“ als die Röhren. Deshalb ist das Gerät nach der Aufwärmphase der Röhren zwar sofort betriebsbereit, aber tonal noch nicht ganz auf der Höhe. Abhilfe schafft hier der Standby-Schalter, mit dem sich die Transistoren schon einmal warmlaufen können, während man gleichzeitig die Röhren schont. Hier geht es allerdings nicht um Minuten.