Vor dem Transport in meine Wohnung protestiert beim Anblick der MVOne schon gleich einmal prophylaktisch mein Kreuz; man ist ja schließlich keine 20 mehr. 28 Kilogramm bringt ein Lautsprecher auf die Waage, so schwer ist er also gar nicht. Zum Glück hat sich unser Fotograf bereit erklärt, mir bei dieser Arbeit unter die Arme zu greifen. Oder besser gesagt, dem Lautsprecher. Diesen gibt es momentan in zwei verschiedenen Ausführungen: in schwarzem Klavierlack, oder Rosenholz lackiert. Die Oberfläche der Klavierlack Ausführung ist perfekt – besser geht es nicht! Hier kann man sogar überprüfen, ob die morgendliche Rasur in Ordnung ist. Zur Aufstellung werden Spikes mitgeliefert, die ich zunächst nicht benutzt habe, die Basswiedergabe hatte eine gute Mischung aus Volumen und Dynamik, so dass keine Wünsche offen blieben. Durch Anbringen der Spikes kann man Bass und Grundton etwas straffen, der Bass verliert allerdings etwas an Volumen. Muss jeder für sich selbst entscheiden.
Die MVOne ist als Breitbandsystem konzipiert, enthält also nur ein Chassis, welches den gesamten Übertragungsbereich abdecken muss. Der Vorteil hierbei ist, dass keine Frequenzweiche benötigt wird, das Chassis hängt direkt an den Ausgangsklemmen des Verstärkers. Ok ok, ein Kabel brauchen wir auch noch!
Lautsprecher mit Breitbandchassis im 20-Zentimeter-Format haben schon seit Generationen für zufriedene Hörer gesorgt, irgendwie scheint mit dieser Größe eine ausgewogene Wiedergabe möglich zu sein. Das Problem bei Breitbandchassis mit hohem Wirkungsgrad ist oft, dass der Frequenzgang in den oberen Mitten ansteigt und dies mit einer entsprechenden Entzerrung wieder kompensiert werden muss. Nicht so beim 20DE8, hier wurde dieser Effekt durch die ausgeklügelte Konstruktion vermieden. Ähnliches konnten übrigens auch die Chassis von Salabert, schon wieder ein Franzose. Ich weiß, den Ruf des Frankophilen habe ich jetzt weg!
In die Entwicklung des Breitbänders 20DE8 hat Michel Visan seine gesamte 45-jährige Erfahrung einfließen lassen. Damit sollte das ultimative Chassis gebaut werden, einfach einmal schauen, was alles geht! Und nicht ständig auf die Kosten gucken.
Jedenfalls weist der 20DE8 die eine oder andere Besonderheit auf, die ich sonst noch nirgendwo gesehen habe. So ist beispielsweise die mit Graphitfasern verstärkte Papiermembran radial geschlitzt. Die Schlitze sind allerdings sehr schmal, durchgucken kann man da nicht! Durch diese Maßnahme wird die Membranstruktur unterbrochen und man verspricht sich dadurch eine Unterdrückung der Membranresonanzen. Die Frage ist, inwieweit sich hiermit eine Undichtigkeit des Gehäuses ergibt. Für die Basswiedergabe sollte dies allerdings keine große Rolle spielen. Auf der Vorderseite ist die Membran mit Graphit beschichtet, rückseitig mit einer viskösen Masse. Keine Chance den Resonanzen!
Die Membranaufhängung besteht aus einer Schaumstoffsicke. Diese hat wesentlich weniger bewegte Masse und damit weniger mechanische Verluste. Das ist klanglich gesehen sicher die optimale Variante, allerdings muss man damit rechnen, dass die Membran nach etlichen Jahren einmal ausgetauscht werden muss. Dafür kann man mit einer sehr feinen Detailauflösung rechnen. Einen Schwirrkonus, wie man ihn manchmal zur „Verbesserung“ der Hochtonwiedergabe bei Breitbändern sieht, gibt es hier zum Glück nicht. Beim 20DE8 ist die Staubschutzkappe über der Schwingspule aus Aluminium und soll somit zu einer ausgedehnteren Hochtonwiedergabe führen. Wir werden sehen.
© 2024 | HIFISTATEMENT | netmagazine | Alle Rechte vorbehalten | Impressum | Datenschutz
Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.