Ist die richtige Einstellung entsprechend der Tonabnehmerdaten gewählt, gilt es, die Entzerrerkurve zu bestimmen. Hier wird es knifflig, und auch die vom Entwickler Thorsten Loesch erhaltenen Informationen oder besser dessen Meinung helfen in dem Punkt nicht wirklich weiter. Über den erwähnten Kippschalter kann zwischen drei Kurven umgeschaltet werden: eine für LPs vor 1980 von Decca London, Deutsche Grammophon (DG) Archiv, EMI, Argo, NAB, eine für LPs von Columbia/CBS, Epic, EMI (aber nur die, die ursprünglich von Columbia herausgegeben wurden) und eine für RIAA. Die kann man dann über Dip-Schalter auf der Unterseite noch feintunen. RIAA klassisch und IEC (Neumannkonstante + Subsonicfilter) sind bekannt. Eine sogenannte enhanced RIAA (eRIAA) ist für moderne Pressungen, bei denen nicht mehr fachgerecht gemastert worden ist. Sie soll Phasendrehungen und die heutzutage beim Mastering nicht mehr vorhandene Höhenanhebung ausgleichen beziehungsweise simulieren. Damit man was zum Spielen hat, kann man IEC und eRIAA auch noch kombinieren. Die Festlegung der einzelnen Kurven beziehungsweise deren Zuordnung zu Labeln kann man durchaus sportlich nennen, so unterscheiden sich die Filter der Schneidkennlinie zumindest von NAB und Decca von 1953 sowie DIN und BBC erheblich, werden aber mittels einer einzigen Schalterstellung angewählt. Und an sich gilt ab 1955 die RIAA-Kennlinie, woran sich wohl aber nicht alle Produzenten gehalten haben. Auch soll beim Schnitt oft vergessen worden sein, die richtige Verzerrung einzustellen. Insgesamt erachte ich die Empfehlung des Entwicklers, die geeignetste oder die Kurve, die dem eigenen Geschmack am ehesten entspricht, zu wählen, als zielführend. Dazu später mehr im Hörtest.
Die Bedienungsanleitung ist erfrischend simpel gehalten. Ein paar Beispiele für die Grundeinstellungen – wobei der Hinweis auf die Parallelschaltung der Widerstände fehlt, das muss man sich selbst zusammenreimen – müssen reichen. Ein Blick auf die Rückseite des Gerätes kann auch nicht schaden, da steht alles noch mal irgendwo drauf. Zum Beispiel die Stellung des Kippschalters. Wer nur wenig Ahnung von Phonovorverstärkern und den Zusammenhängen hat, klemme sich den ifi iPhono samt Beschreibung, die man sich am besten von der Website heruntergeladen und ausgedruckt hat (da kann man dann nämlich auch was erkennen, wenn man über 40 ist), unter den Arm und suche jemanden auf, der sich damit auskennt. Eine Lupe für die Informationen und Positionen der Dip-Schalter auf der Rückseite kann auch nicht schaden. Eine Flasche guten Rotweins oder Single Malt als Dankeschön nicht vergessen, dann klappt das bestimmt.
Genug der Theorie. Ist der ifi iPhono verkabelt und mittels des Steckernetzteils mit Energie versorgt, kann es endlich mit dem Hören losgehen. Da liegt, beziehungsweise hängt, er leicht in der Luft aufgrund eines etwas unflexiblen Kabels. Immerhin muss man sich so kaum Gedanken über die richtige Aufstellung machen, aufgrund des geringen Gewichts rutscht er eh gern mal weg. Vorab trotzdem noch einige Bemerkungen: Die Verpackung hinterlässt schon einen guten Eindruck. Der Schraubenzieher zeigt, dass mitgedacht wurde. Wenn dann zusätzlich die Buchsen mit Gummikappen verschlossen sind und auch noch ein solider Adapter beiliegt, der von der sehr kleinen Masseschraube am Gerät mittels Kabel weggeführt werden kann und den Anschluss des Massekabels sehr erleichtert, bekommt man ein gutes Gefühl. Da hat sich einfach mal jemand Gedanken gemacht und trotz des geringen Preises nicht gegeizt.
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