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Quadral Orkan aktiv

31.01.2014 // Wolfgang Kemper

Die zwei Tieftöner arbeiten im Bassreflexprinzip auf die Druckkammer auf der Front. Dieses Prinzip verwendet Sasch Reckert gern in seinen Lautsprechern, da es die Präzision und auch den Frequenzverlauf positiv beeinflusst. Deshalb liegen die Chassis nicht auf derselben Ebene wie Mitteltöner und Hochtonbändchen. Der Lautsprecher sollte wegen der rückseitigen Bassreflexöffnung nicht dicht vor einer Wand stehen und überhaupt, lieber Leser, hier ist Ihr Engagement gefragt. Die Orkan aktiv dankt Ihnen die Sorgfalt bei der Aufstellung. Bitte machen Sie sich die Mühe, ein wenig mit der Aufstellung zu experimentieren. In meinem Raum habe ich ungeheuer viel mehr Lebendigkeit und Spielfreude erlebt, nachdem ich die geeignete, auch zum Hörer angewinkelte Position ermittelt hatte. Also bitte nicht einfach hinstellen – da kann erheblich mehr Musik drinstecken. Grund für diese Sensibilität mag, so erklärte mir Sascha Reckert, die Tatsache sein, dass die einzelnen Chassis sich kaum in Ihren Arbeitsbereichen überlappen und deshalb eine im jeweiligen Raum zufällig suboptimale gewählte Position ein einzelnes Chassis sozusagen akustisch aus dem Gleichgewicht bringt. Wenn etwas besonders leistungsfähig ist, kann es eben auch sensibel sein. Denn die musikalische Leistungsfähigkeit der Orkan aktiv erschließt sich dem Hörer umgehend. Sobald sie sich automatisch nach Signalzufuhr eingeschaltet hat, legt sie los. Das tut sie, wie gesagt, mit beeindruckenden Fähigkeiten im Bass, jedoch ohne diesen überzubetonen oder gar basslastig zu wirken.

Die zwei Tieftöner sind wie alles intern mit hochwertigen Real Kabeln verdrahtet
Die zwei Tieftöner sind wie alles intern mit hochwertigen Real Kabeln verdrahtet

Mitten und Höhen schließen sich fließend an, es ergibt sich ein stimmiges Ganzes. Und damit hat die aktive Orkan schon eine Qualität, die viele nicht haben: Harmonie und musikalische Geschlossenheit. Diese paart sie mit einer Unbeschwertheit, die süchtig machen kann. In der Testphase musste ich mich mehrmals sehr spät nachts ins Bett schleichen und dies auch nur weil ich auf die Uhr geguckt hatte – Lust zum Hören hätte ich schon noch gehabt. Dabei ist der Musikstil ziemlich unerheblich. Ihre Fähigkeiten zeigt die Quadrak stets. Stimmen, wie die von Dillon bei The Silence Kills kommen klar, punktgenau und mit Körper, gleichzeitig tönt trocken und anspringend das Schlagwerk. Joni Mitchells Stimme auf der CD For The Roses aus der The Studio Albums 1968 bis 1969 Collection ist fein artikuliert und seidig – dem Bändchen sei Dank. „Hasta Sempre“ aus Witchi-Tai-To von Jan Garbarek und dem Bobo Stenson Quartet (LP) gefiel durch satte, standfeste Drums und einen kraftvoll und plastisch knurrenden Bass. Sogar tendenziell sumpfig produzierte Oldies wie „Lamplight“ vom Odessa Album der Bee Gees kann die Orkan aktiv durchleuchten und auffächern. Bei den Downloads der Mozart Violinkonzerte der Trondheim Solistene, die highresaudio.com in diversen Auflösungen zur Verfügung stellt, ließen sich die qualitativen Vorteile der höheren Auflösung problemlos nachvollziehen.

Das üppige Elektronik Panel bietet neben der Frequenz-Verteilung mittels zwei Class-D Endstufen für Tief- und Mitteltöner und einer analogen Endstufe reichlich Leistung für dynamisches Auftreten im Wohnraum
Das üppige Elektronik Panel bietet neben der Frequenz-Verteilung mittels zwei Class-D Endstufen für Tief- und Mitteltöner und einer analogen Endstufe reichlich Leistung für dynamisches Auftreten im Wohnraum

Schnell fällt auf, dass die Darstellung des musikalischen Geschehens in meinem Musikzimmer wunderschön plakativ ist. Die Größen von Stimmen und Instrumenten sind glaubhaft. Die Klangbild geht seitlich weit über die Lautsprecher hinaus, ohne ihnen jemals anzuhaften. Das musikalische Bild steht plastisch im Raum, ist vor allem aber in der Breite außerordentlich aufgefächert. Tchaikovskys Nussknacker mit dem Gergievs Kirov Orchester macht mit seiner Beschwingtheit richtig Freude und farbenfroh klingt die Celesta im „Tanz der Zuckerfee“. Bei Hard Rock wie auf West, Bruce & Laings LP Why Dontcha wünschte ich mir manchmal ein wenig mehr Gift. Aber der Sound ist punchy und die Schlagzeug-Becken strahlen. An gar nichts mangelt es bei den Abkco LP-Ausgaben von Beggars Banquet und Let it Bleed der Stones. Mick Jagger singt so, wie ich ihn hören will, inmitten einer transparenten, fetzigen Instrumentierung. Bei „Country Honk“ faszinieren die Streicher, bei „Live With Me“ sind es der rollende Bass und das anmachende Saxophon von Bobby Key. Ich könnte noch jede Menge wunderschöner Hörerlebnisse aufzählen, wie die herrlichen Klangfarben auf der CD der LA4, Just Friends. Da klingt ein Titel schöner als der andere – eine sehr gelungene Produktion (Groove Note GRV1016-3 – Hybrid SACD). Das gleiche gilt für das farbige Vibraphon von Milt Jackson von The Very Tall Band (Lim UHD 050). Klassische Musik wird mit dem gleichen Genussfaktor dargeboten, egal ob Bruckners Siebente in verschiedenen Interpretationen, wunderbar durchhörbar oder die Tacet Aufnahme von Robert Schumanns Piano Quartetten op. 44 und op. 44 mit herrlich offenem Klang der Streicher.


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