tests/13-12-24_ayon
 

Ayon Epsilon mit KT150

24.12.2013 // Dirk Sommer und Jürgen Saile

Jürgen Sailes Technik-Exkurs


Die Ayon Epsilon kann in verschiedenen Varianten bestellt werden, einmal mit KT88 Leistungsröhren ausgerüstet oder auch mit der neuen KT150. Bei der KT 150 handelt es sich um einen neuen Röhrentyp, der von der russischen Firma Tung-Sol entwickelt wurde und auch hergestellt wird. Sie gehört zur Familie der Beam Power Tetroden und ist somit mit der berühmten KT88 verwandt, oder besser gesagt, aus ihr hervorgegangen. Mit einer Anodenverlustleistung von 70 Watt stellt sie allerdings ein anderes Kaliber dar und ist momentan die leistungsstärkste Strahlbündeltetrode. Eine gedopte KT88 sozusagen. Wenn man genau hinschaut, sieht man an der Anode kleine angebrachte Spoiler. Die sollen die Tetrode noch schneller machen... Quatsch, dienen natürlich zusätzlich der Wärmeableitung.
    
Die etwas ungewöhnliche Form erinnert irgendwie an Ostern, und wurde von den Russen entwickelt, um eine bessere Wärmeabstrahlung zu gewährleisten. Außerdem verspricht sich Tung-Sol von dieser Bauform eine geringere Neigung zu Mikrophonie. Die KT150 ist zwar pinkompatibel mit anderen KT-Typen wie beispielsweise der KT88, benötigt aber höhere Heizströme gegenüber einer gewöhnlichen KT88. Ein einfaches Umstecken ist also nicht so ohne weiteres möglich. Die Epsilon ist vollsymmetrisch aufgebaut, wobei pro Gerät sechs KT150 zum Einsatz kommen. Damit lässt sich die Ausgangsleistung gegenüber der KT88 Version noch einmal steigern, nämlich auf 180 Watt. Wem diese Leistung immer noch nicht ausreicht, der sollte sich ernsthafte Gedanken über seinen Lautsprecher machen.

Die Schaltung ist mit mehreren kleinen Platinen aufgebaut. Die kleinen silbernen Würfel rechts unten und oben sind Chokes (also Drosseln), die zusammen mit den Elkos die Netzfilterung realisieren. Die Überwachungselektronik für die Ausgangsröhren ist in an den Seitenwänden angebracht, in unmittelbarer Nähe der KT150 Röhren
Die Schaltung ist mit mehreren kleinen Platinen aufgebaut. Die kleinen silbernen Würfel rechts unten und oben sind Chokes (also Drosseln), die zusammen mit den Elkos die Netzfilterung realisieren. Die Überwachungselektronik für die Ausgangsröhren ist in an den Seitenwänden angebracht, in unmittelbarer Nähe der KT150 Röhren

Wie bei Ayon üblich, wird auf eine üppige Netzversorgung großen Wert gelegt. Dies ist bei der Epsilon nicht anders, die drei verchromten Töpfe enthalten zwei Netztrafos, jeweils einen für die Anodenspannung und einen für die Heizspannung. Der dritte enthält den Ausgangsübertrager. Die Töpfe sind mit einer Epoxy-Vergussmasse ausgefüllt, die noch den letzten Vibrationen den Garaus machen soll. Im Inneren des Gehäuses existiert noch ein weiterer Trafo für die Versorgungsspannung der Steuerelektronik. Damit noch nicht genug, die Anodenspannung wird zusätzlich über zwei Chokes und eine Kondensatorbank in einer CLCLC Konfiguration gefiltert. Die Kondensatorbank kann über 1700µF an Siebkapazität aufweisen; dies mag einem Transistor-Fan mickrig vorkommen, wir dürfen allerdings nicht vergessen, dass hier Spannungen von 400 Volt und mehr anliegen. Die Treiberstufe enthält ebenfalls einen Choke zur Filterung. Das ist schon sehr aufwändig gemacht!

Potente Kondensatorbänke mit jeweils 1760µF Gesamtkapazität. Hier werden die Anodenspannung sowie die Spannung für die Treiberstufe gefiltert. Transistorfreaks werden vielleicht angesichts der 1760 µF müde grinsen, vergessen aber dabei, dass hier Spannungen von über 300 Volt anliegen und damit die gespeicherte Energie ganz erheblich ist
Potente Kondensatorbänke mit jeweils 1760µF Gesamtkapazität. Hier werden die Anodenspannung sowie die Spannung für die Treiberstufe gefiltert. Transistorfreaks werden vielleicht angesichts der 1760 µF müde grinsen, vergessen aber dabei, dass hier Spannungen von über 300 Volt anliegen und damit die gespeicherte Energie ganz erheblich ist

Neben der Armada von KT150 Röhren findet man noch vier vergleichsweise winzige Röhren, zwei 6SJ7 Pentoden mit amerikanischem Oktalsockel sowie eine 12AX7 und eine12AU7 mit dem in Europa geläufigen Novalsockel. Diese beiden Röhren sind das amerikanische Pendant zu ECC83 und ECC82. Bei den 6SJ7 Pentoden (dies sind die Röhren in dem schwarzen Metallgehäuse) handelt es sich um NOS Ware, also Röhren, die früher produziert wurden und bisher unbenutzt in irgend einem Lager ihr Dasein gefristet haben. Der Einsatz dieser Röhren hat nichts mit Geldsparen zu tun, ganz im Gegenteil, diese alten Röhren haben einen Qualitätsstandard, der bei den Produktionen heutzutage kaum noch erreicht wird.

Die Endstufe ist vierstufig aufgebaut. Zunächst läuft das Signal über die Eingangsröhre, welche die notwendige Spannungsverstärkung des NF-Signals bewerkstelligt; diese Aufgabe übernimmt bei der Epsilon die 12AU7 Doppeltriode. Da der Verstärker vollsymmetrisch ausgelegt ist, ist jeweils eine Hälfte der Triode für Plus und für Minus zuständig. Danach geht es über eine 12AX7 Doppeltriode zur Treiberstufe. Hier wird eine kräftige Treiberröhre benötigt, die bei den KT150 nicht schlapp macht. Ayon setzt hier die 6SJ7 ein, die aus klanglichen Gründen als Triode geschaltet ist. Die KT150 im Dreierpack arbeiten in Push-Pull Konfiguration.


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