Nach all der Musik mit akustischen Instrumenten musste etwas Poppiges her: „Ecoustic chapter one“ aus der CD KU DE TA2. KU DE TA in Seminyak, Bali ist die angesagte Stranddisko in Südostasien. Hier werden überwiegend eigene Titel über eine riesige PA-Anlage im Freien gespielt. Interessanterweise ist diese nicht auf den üblichen knalligen Sound abgestimmt, sondern kann richtig Musik machen. Dazu noch das Meer, im Hintergrund die Surfer... aber ich schweife ab, wahrscheinlich die Hitze draußen. Diese CD ist natürlich am Computer zusammengefixt und enthält keine natürliche Akustik. Aber mit Trompete und einer faszinierenden Stimme ähnlich der von Orson Welles gibt es nicht nur elektronisches Geschwurbel. „Ecoustic“ ist eine unheimlich gut gemachte Slowfunk-Nummer, die dem Ambiente dort sehr entgegenkommt. Jedenfalls kommt mit dem Aurender die Strandatmosphäre unheimlich gut rüber, fehlt eigentlich nur noch der Cocktail. Und das Meer. Oh je, schon wieder diese Hitze! Gegen die zig 38er Bässe im KU DE TA stehen meine beiden natürlich etwas auf verlorenem Posten, aber mit ein bisschen Phantasie hört sich das Ganze dennoch schon ziemlich ähnlich an wie in Seminyak. Und das hätte ich eigentlich nicht für möglich gehalten.
Grundsätzlich sind Aussagen über Klang und Performance natürlich sehr subjektiv und außerdem von den restlichen Komponenten abhängig. Eine absolute Aussage gibt es nicht. Dennoch sollte der W20 seine Stärken in jeder gut abgestimmten Kette ausspielen können. Was die Leser jetzt wahrscheinlich interessieren würde ist die Frage, ob der W20 nun gravierend besser ist als der S10. Oder auf den Preis bezogen dreimal so gut? Hier muss ich leider passen, weil der S10 Test über ein Jahr zurück liegt und ich außerdem mit einem anderen Lautsprecher höre. Eine derartige Aussage, so aus dem Gedächtnis heraus, würde ich für deshalb für unseriös halten. Ganz offensichtlich ist für die Klangqualität des Frontends nicht nur der DAC zuständig. Das ist natürlich eine Binsenweisheit, die aber mit dem W20 noch einmal sehr deutlich hervorgehoben wird. Bei den meisten Computerlösungen über USB geht mir die Musikwiedergabe nach einer gewissen Zeit auf den Geist; warum, habe ich bisher noch nicht herausgefunden. Irgendetwas wirkt im Unterbewusstsein störend. Vielleicht sollte ich einmal meinen HiFi-Psychiater befragen. Andererseits ist mit dem Aurender dieser Effekt gänzlich verschwunden.
Grundsätzlich ist die musikalische Darstellung mit dem W20 etwas entspannter, cooler würde man heutzutage sagen, was Klassikhörern sehr entgegenkommen dürfte. Überhaupt, kann der Aurender bei großorchestralen klassischen Musiktiteln seine Stärken ausspielen. Die Klarheit in der Wiedergabe und räumliche Darstellung der Musiker muss man einfach einmal gehört haben. Die Abbildung des Orchesters und das Raumgefühl der Chicago Orchestra Hall bei der Einspielung von Bartóks Music for Orchestra mit Reiner und dem CSO sind sensationell. Wenn dann aber Dynamik gefordert ist, dann wird diese vom W20 ansatzlos geliefert. Der W20 ist natürlich nicht nur etwas für den Klassikfan, bei dem Album 5 von JJ Cale, dem alten Nuschler und Begründer des Tulsa Sounds, kann man zunächst sehr deutlich hören, dass die Musiker nicht alle im gleichen Aufnahmeraum saßen, oder die Gesangsstimme nachträglich hinzugefügt wurde. Bei manchen Platten hatte Cale ja alle Instrumente selbst gespielt und die Spuren dann zusammengemischt. Ob man das nun so genau wissen will, ist eine andere Frage, aber unabhängig davon macht die Scheibe über den W20 gehört richtig Spaß, der Drive in der Musik kommt unheimlich gut rüber! Bisher hatte ich immer das Gefühl, ist zwar gut gemachte Musik, aber aufnahmetechnisch eher grenzwertig. Und stilistisch kann man deutlich heraushören, woher Mark Knopfler seine Ideen bezogen hat. Deep Purple live in Japan treten mit dem W20 etwas kultivierter auf, Ritchie Blackmore war vor dem Konzert vielleicht noch schnell beim Friseur... Nein, das liegt natürlich daran, dass jetzt der Hochtonbereich klarer und flüssiger dargestellt wird, weniger kratzig. Das Kratzige käme natürlich Ritchies Marshall Verstärker im Overdrive sehr entgegen, entspräche aber so nicht der Aufnahme. Trotzdem geht die Scheibe ab, wie Schmitz’ Katze! Ich könnte noch stundenlang schreiben über den klaren Ton von Tomasz Stankos Trompete, oder die farbige und richtige Darstellung von Dave Hollands Kontrabass, der eben nicht knallt wie bei Marcus Miller und seinen Slap-Eskapaden, aber ich denke, es kommt rüber, was sich mit dem W20 in der Kette geändert hat. Natürlich muss der Rest der Anlage auch mitspielen, wenn nun jemand den W20 mit einem Bang und Oh, wie heißen die gleich wieder? verbindet, dann wird das nix! Obwohl der W20 durchaus das Zeug zum Lifestyle Objekt hätte, auch wenn der HiFi Freak so etwas nicht gerne hört. Ein amtliches Programm, wie dBpoweramp, zum Rippen der CDs ist natürlich eine wichtige Voraussetzung. Über iTunes gerippt verschenkt man die Hälfte!