Denn der Vega ist ein vollwertiger, puristischer, hochkarätiger Vorverstärker für alle, die keine analogen Eingänge benötigen. Da der bereits oben gelobte feine Lautstärkesteller mit einer Skalierung von null bis 100 im digitalen Sektor sein Werk verrichtet, ist ein analoger Eingang konstruktiv nicht möglich. Auf einen Kopfhöreranschluss, heute bei vielen Anbietern schon Gang und Gäbe, hat man im Hause Auralic verzichtet. Schließlich gibt es aus dem Hause Auralic den Taurus, einen Kopfhörer-Vorverstärker mit analogem Eingang. Das Augenmerk beim Vega wurde konsequent auf die digitale Signalaufbereitung gerichtet. Das erkennt man, wenn man das sauber verschraubte Gehäuse öffnet und hineinblickt.
Im beeindruckend übersichtlichen Aufbau lassen sich auch die Herzstücke des Auralic Konzepts leicht ausmachen: Der Auralic Sanctuary Audio Processor mit einer Leistungsfähigkeit von einer Milliarde Befehlen pro Sekunde ermöglicht die Verarbeitung der rechenaufwändigen hochauflösenden Formate. Dieser Prozessor, der beim Vega auch die Bezeichnung Digital Audio Prozessor statt schlicht Digital/Analog-Wandler rechtfertigt, wurde in Zusammenarbeit mit dem schweizerischen Spezialisten für Audio-Interfaces Archwave entwickelt. Er basiert auf der Architektur des ARM9 Chipdesigns, befreit das Signal vom ungewünschten Jitter und rechnet es auf die Verarbeitungsfrequenz von stattlichen 1,5 Megahertz bei 32bit hoch. Dieser Kunstgriff verschiebt die Nyquist Frequenz weit jenseits des Hörbereichs und hält alle damit verbunden Störungen vom Nutzsignal weit fern. Der Vorteil hieraus ist eine ausgezeichnete Signal-Bandbreite und schnellste Anstiegszeiten. Dieses hochpräzise Signal bekommt der ESS-Sabre 9018S Wandler-Chip zur Umsetzung ins Analoge. Kenner wissen, dass dieser zum Feinsten gehört, was auf dem Erdball momentan für Geld zu bekommen ist. Die Femto Master Clock generiert das Taktsignal bei extrem niedrigem Jitter mit 82 Femto-Sekunden - das sind unvorstellbare 10-hoch-minus-15 Sekunden. Besonders relevant ist hierbei, dass sich das störende Phasenrauschen auf unhörbare -168dBc/Hz verringert. Am Ausgang des Vega finden wir die Auralic Orfeo Class-A Output Module. Sie paaren höchste Klang-Reinheit mit Ausgangsspannungen und Impedanzen, die den Anschuss unterschiedlichster Geräte ermöglichen: Vorverstärker, Verstärker, Endstufen oder aktive Lautsprecher. Mit über vier Volt ist der Ausgangspegel erfreulich hoch.
Die Filterung in der digitalen Signalbearbeitung wurde im Hause Auralic mittels Messtechnik und vielen Hörtests entwickelt. Sechs unterschiedliche Filter sind wählbar, zwei davon für DSD. Jedes einzelne dieser Filter ist wiederum fest gekoppelt mit Filtervarianten, die für die unterschiedlichen Abtastraten optimiert sind. Die Auswahl des passenden Filters erfolgt über das sauber und verständlich aufgebaute Menü. Dies ist entweder über die Fernbedienung zugänglich oder über den Multifunktions-Regler am Gerät. Im illuminierten Zustand zeigt das Oled-Display links den Namen Auralic, rechts davon als Piktogramm den gewählte Eingang, was ganz nett aussieht. Es folgt die Angabe der Auflösung und ganz rechts die Pegelinfo von null bis einhundert. Beim Aufrufen des Menüs erscheint auf der ersten Ebene unter 1. die Auswahl des gewünschten Eingangs und unter 2. die optionale Balance Einstellung. Ist diese ungleich gewählt, informiert später ein kleines Symbol rechts neben dem Lautstärkesteller darüber. 3. ermöglicht die Umschaltung der Phase um 180 Grad, an die ebenfalls per Icon erinnert wird. Die kann ja von Aufnahme zu Aufnahme unterschiedlich sein, und es ist praktisch, dass diese Einstellung auch vom Hörplatz aus leicht veränderbar ist. 4. gibt den Zugang zu den sechs Filtern frei. Auralic empfiehlt bestimmte Filter für bestimmte Musikrichtungen. Dieser Empfehlung mag ich, wie meine Hörtests gezeigt haben, durchaus folgen. 5. öffnet den Zugang auf die System-Ebene mit den Untermenüs 1. mit der Option, jedem Eingang eine individuelle Lautstärke zuzuordnen. 2. lässt die Helligkeit des Displays auswählen und die Möglichkeit, permanent sichtbar zu bleiben oder nach 15 Sekunden dezent zu verlöschen. In diesem Fall wird das Display etwa bei der Verstellung der Lautstärke sofort wieder aktivoert. Die Sleep Funktion, einstellbar unter Menüpunkt 3., erlaubt beim Ausschalten die Wahl zwischen Standby oder dem Sleep-Modus. In diesem werden die analogen Baugruppen und die Clock weiterhin mit Strom versorgt. So stehen unter Menüpunkt 4. alle vier möglichen Arbeitsweisen der Takt-Uhr zur Verfügung. Ansonsten stehen die Funktionen Fine und Exact erst nach Erreichen einer stabilen Arbeitstemperatur etwa nach gut einer Stunde nach dem Einschalten des Vega zur Verfügung. Die Einstellbarkeit der Clock war für mich eine völlig neue Erfahrung. Zwischen den Einstellungen Coarse, Exact und Fine habe klare Unterschiede gehört und mich letztlich für die Variante Fine entschieden, weil Exact in meiner Konfiguration immer wieder Aussetzer mit sich brachte. Darauf ist in der Anleitung auch deutlich hingewiesen. Ich empfinde diese Möglich, die Clock zu beeinflussen als eine sinnvolle Option. Beruhigen kann ich aber alle diejenigen, die nicht immer wieder Einstellungen anpassen möchten: Der werksseitig vorgegebene Filter-Modus 4 und die Auto-Variante für die Takt-Uhr sind eine erstklassige Allround-Einstellung.