tests/12-09-23_sicomin
 

Audioplan Sicomin Röhrendämpfer

24.09.2012 // Wolfgang Kemper

Große Erleichterung überkommt über mich, als mein P10 seinen Dienst wieder aufzunehmen bereit ist, was er mir durch sein leises „Klick“ nach der Aufwärmphase signalisiert. Offenbar ist die Operation gelungen. Die Röhren-Dämpfer befinden sich nun in den Käfigen am richtigen Platz auf den Glaskolben. Zu sehen ist unter den Käfigen von den Sicomin-Dämpfern nur noch bei genauem Hingucken etwas.

Was wird passieren? Wird der Mikrofonie-Effekt unterdrückt? Ändert sich das Klangbild? Mit Igor Stravinskys Le Sacre du Printemps, interpretiert von Colin Davis mit dem Amsterdam Concertgebouworkest, Philips 1977, eröffne ich den Musikabend mit dem getunten Vorverstärker. Es reichen wenige Takte, und Frage zwei ist eindeutig beantwortet: Da passiert klanglich etwas, und zwar deutlich. Diese ungekannte Straffheit in der Musik, gepaart mit Transparenz. Etliche Scheiben lege ich an diesem Abend auf und bin angetan. So klein und unscheinbar die Dinger auch sein mögen, vieles klingt neu, die Wiedergab hat mehr Attacke. Selbstkritisch frage ich mich, ob mich nicht vielleicht die gelungene Operation an meinem Vorverstärker euphorisiert hat und meine Glücksgefühle darauf beruhen. Also halte ich es mit dem altgriechischen Philosophen der da rät, abends weinselig gefundene Gedanken am folgenden Tag kritisch zu prüfen. Sollten sie bestehen, möge man entsprechend handeln.

Also geht´s am kommenden Vormittag weiter. Und? Der positive Eindruck des Vorabends bleibt ohne Einschränkung bestehen. „Jean Pierre‟, der erste Titel auf  Miles Davis Doppel-LP von 1982, We Want Miles war nie zuvor so packend. Mein Vorverstärker erfährt mit diesen zehn Sicomin-Dämpfer eine Aufwertung, die ihm deutlich mehr Musikalität verleiht. Das Geschehen wirkt deutlich straffer und schneller, einzelne Stimmen und Instrumente zeigen konturenscharf ihre Klangfarben. Und was ist mit der Mikrofonie-Unterdrückung? Um es kurz zu machen: Er tritt weiterhin auf, aber eindeutig seltener und abgeschwächter. Das ist auch ein, wenn auch kleiner Erfolg.

Richtig positioniert tun die Dämpfer ihre Wirkung. Links ist das leicht verschobene Vlies zu erkennen. Das ist laut Herrn Thomas Kühn von Audioplan völlig o.k
Richtig positioniert tun die Dämpfer ihre Wirkung. Links ist das leicht verschobene Vlies zu erkennen. Das ist laut Herrn Thomas Kühn von Audioplan völlig o.k

Jetzt möchte ich natürlich wissen, was die Sicomins an den jeweils zwei Treiberröhren meiner Air Tight ATM-3 Röhren-Endstufen bewirken. Für die jeweils sechs großen Leistungsröhren der ATM-3 gibt es keine Bedämpfungs-Optionen aus Sicomin. Die Monoblöcke bereiten mir bislang keinerlei Probleme mit Mikrofonie. Es geht hier somit ausschließlich um die klanglichen Auswirkungen. Weil ich die Dämpfer während des Tests und besonders wegen der Verbesserung aus meiner Vorstufe nicht ausbauen möchte, bitte ich Herrn Thomas Kühn, mir vier weitere Ringe zu schicken. Die treffen schon nach zwei Tagen ein. Die Air Tights spielen stets ohne Gehäusedeckel, damit ich den Umschalter von Triode auf Pentode leicht erreiche. Somit ist das Bestücken mit den Sicomins ein Kinderspiel. Gleich beim Aufsetzen der Ringe fällt auf: Die hier verbauten Röhren sind, obwohl teils gleichen Typs, schlanker als beim T+A. Das bewirkt, dass die Dämpfer längst nicht so stramm auf dem Glaskolben sitzen. Auf seiner Website teilt Audioplan mit, dass die Sicomin für Röhren mit einen Durchmesser von etwa 20 Millimeter die ideale Passform hätten. Die musikalischen Veränderungen durch die Dämpfung der Röhren in den Endstufen sind weit weniger ausgeprägt. Logischerweise gehen sie in dieselbe Richtung. Auch hier klingt es straffer und gefestigter. Woran mag das liegen? Ich glaube, die Intensität der mechanischen Verbindung spielt eine bedeutsame Rolle. Eng umschlungen ist halt anders als leicht berührt. Im Vorverstärker sitzen die Sicomins fest auf den Glaskolben, beim Endverstärker nicht. Demnach ist die Wirkung möglicherweise auch weniger intensiv.

STATEMENT

Diese unscheinbaren Audioplan Röhrendämpfer mögen teuer sein, wenn man sie an ihrer optischen Wertigkeit misst. Was sie jedoch musikalisch leisten, kann frapierend sein. Die Sicomins sind dezente Kleinode mit hohem Verbesserungs-Potential. Der kluge HiFi-Mensch sollte ihre Wirkung unbedingt an den eigenen Verstärkern prüfen.
GEHÖRT MIT
Computer Apple MacMini  / OS X 10.6.8 / Amarra  Mini 2.3
D/A-Wandler Antelope Zodiac plus
CD-Player Primare DVD 30
Phono Kenwood KD-990 mit Kunststeinauflage, Benz-Micro Glider L2, Primare R-20
Vorverstärker T+A P-10
Equalizer für Bass LA-Audio EQ 231G
Endstufen Primare A-32 (2 x) für Bass
Spectral DMA 100 S mit Enacom für Mittelhochton, oder Air Tight ATM-3
Lautsprecher Triangle Magellan Grand Concerto sw2 (Bi-Amping)
Kabel Audioquest Wild Digital und Coffee USB, Inakustik Black&White NF-1302, Mogami 2549, QED Genesis Silver Spiral mit Enacom LS, MudrAkustik Max Netzleiste, Mudra und Audiquest NRG-X2 Netzkabel

 

HERSTELLERANGABEN
Audioplan Sicomin Röhrendämpfer
Preis 96 Euro für 2 Stück

 

HERSTELLERANGABEN
Gerätebezeichnung
Anschrift Thomas Kühn e.K.
Goethestr. 27
76316 Malsch
Telefon 07246 1751
Internet www.audioplan.de
E-Mail info@audioplan.de

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