tests/12-09-02_germanphysiks
 

German Physiks Unlimited MKII-D

02.09.2012 // Dirk Sommer

Die Oberflächen sind mit Schwerlast-Linoleum beschichtet, das sonst in Fabrikhallen für einen möglichst vibrationsfreien Stand von Maschinen sorgt und auch von schwerbeladenen Gabelstaplern nicht aus der Form gebracht wird. Zwei Farben stehen bei der D-Version zur Wahl: schwarz und grau. Noch mehr Aufwand wird im Inneren des Gehäuses betrieben, um durch rückseitig von den Chassis abgestrahlte Energie verursachte Resonanzen zu unterdrücken: Die MDF-Gehäusewände werden mit Hawaphon-Platten bedämpft. Das sind tiefgezogene Kunststofffolien mit Kammern, die mit sehr feinem Stahlschrot gefüllt sind und Schwingungsenergie in Wärme umwandeln. Sie sollen eine breitbandige Körperschalldämpfung von über 50 Dezibel garantieren. Auf das Hawaphon bringt German Physiks noch eine Schicht Wollfilz auf, um Resonanzen auch nicht den Hauch einer Chance zu lassen, den Klang zu beeinträchtigen.

Unterhalb von 200 Hertz übernimmt der im Fuß des Gehäuses montierte Tieftöner
Unterhalb von 200 Hertz übernimmt der im Fuß des Gehäuses montierte Tieftöner

Falls Sie sich in Anbetracht der Menge hochwertiger Materialien, des ganz besonderen Schallwandlers und der Tatsache, dass die Unlimited komplett in Deutschland gefertigt wird, über ihren im Verhältnis überaus moderaten Preis wundern sollten, ist hier die Erklärung: Obwohl German Physiks weltweit und besonders in Asien seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten vom Erfolg verwöhnt wurde, gilt der Prophet des Biegewellenstrahlers im eigenen Land nicht viel – ein Zustand, den German Physiks nicht einfach hinnehmen will. Deshalb legte man von mehreren Modellen eine spezielle D-Version auf, bei der der Kunde lediglich bei der Vielfalt der angebotenen Oberflächen, nicht aber bei klangrelevanten Details leichte Einschränkungen hinnehmen muss. Dafür hat man aber auch einen ganz speziellen „deutschen‟ Preis kalkuliert, bei dem die Spanne für den Importeur, die Frachtkosten und Zölle herausgerechnet wurden, die im Bestreben, weltweit ähnliche Preise anbieten zu können, bisher auch im hierzulande gültigen Preis ihren Niederschlag fanden. Der ungemein positive Effekt für den heimischen Kunden: Ein Pärchen Unlimited MKII in der D-Variante ist nun für 5450 Euro zu haben – glatte 4000 Euro weniger als man bisher auch hier für die internationale Version entrichten musste. Aber selbst dieser aus globaler Sicht ganz immense Preisvorteil ist ja nur dann ein Kaufargument, wenn die Unlimited auch klanglich überzeugt.

Als Holger Müller mit der Box in Gröbenzell eintrifft, stehen meine LumenWhite noch an ihrem angestammten Platz im Hörraum. Wir sind so gemein und hören damit noch ein zwei Songs, bevor wir zur Unlimited wechseln – und zumindest ich bin maßlos überrascht: Trotz des riesigen Preisunterschieds – dabei spielt es keine Rolle, ob man die neue oder alte Kalkulation für die Unlimited in Rechnung zieht – macht die German Physik nach der LumenWhite eine ausgesprochen gute Figur. Und das kann nicht nur an der Aufnahme liegen: dem Mitschnitt eines Konzertes im Refektorium des Klosters Noirlac, in der Mitte Frankreichs, den ich gerade für eine neue LP vorbereite. Fünf Instrumentalisten, drei renommierte Jazzer und zwei in der Barockmusik beheimate Mitspieler lassen in dem großen, halligen Gemäuer ihre Melodien zwischen jazzigen Grooves, historischen Klängen und Weltmusik – im ursprünglichen, positiven Sinne – changieren. Dabei wird die Magie von Raum und Klängen über die Rundumstrahler ebenso intensiv erlebbar wie über die direkt abstrahlenden Lumen. Dass diese noch eine Portion mehr Tieftonenergie in den Hörraum pumpen, kann bei den beträchtlichen Unterschieden in puncto Membranfläche und Gehäusevolumen nicht verwundern. Gewundert hat mich allerdings, wie homogen und schnell die Unlimited zu Werke gehen: Bei Mehrwegesystemen ist ein enorm hoher konstruktiver und materieller Aufwand nötig, um eine so bruchlose, in sich stimmige Spielweise zu erreichen, wie die German Physiks sie bietet, die den Bereich von 200 Hertz bis 24 Kilohertz ja mit nur einem Chassis abdeckt.

Der aktuelle Biegewellenwandler mit seiner 0,15 Millimeter dicken Kohlefaser-Membran wird von einer Aluminium-Flachdrahtspule auf einem Kapton-Träger angetrieben
Der aktuelle Biegewellenwandler mit seiner 0,15 Millimeter dicken Kohlefaser-Membran wird von einer Aluminium-Flachdrahtspule auf einem Kapton-Träger angetrieben

 

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