Sonntag, 16 Januar 2011 01:00

Die Klangbibliothek wächst (2)

Hier kommen nun, wie im vorhergehenden Artikel der Serie versprochen, die Downloads mit dem SPU, und da ich über keine N-Version mit Halbzoll-Befestigung verfüge, darf es sich der Klassiker stilecht im Ortofon RMG 309i bequem machen – einem Exemplar, das in den späten Jahren des vergangenen Jahrtausends gefertigt wurde. Und dazu gibt es noch ein kleines Schmankerl


Aufmacher
Allein schon die Verpackung des SPU weckt allerschönste nostalgische Gefühle
Aus derselben Zeit wie der Arm stammt auch der Tonabnehmer. Und das wäre bei nicht wenigen Vertretern ihrer Art ein Grund, sie schnellsten zum Service zu schicken, und zwar deshalb, weil während der Lagerzeit die Dämpfungsgummis hart und der Abtaster damit nahezu unbrauchbar geworden wäre. Nicht so beim SPU und den anderen Tonabnehmern von Ortofon. Bei mehreren Besuchen im dänischen Nakskov hat mich ganz besonders die Gummiherstellung fasziniert: Hier werden aus speziellen Mischungen Gummis mit exakt den für die jeweiligen Tonabnehmer benötigten Parametern hergestellt. Statt sich auf einen Zulieferer zu verlassen, hatten die Dänen schon vor Jahrzehnten beschlossen, die klanglich zumindest mitentscheidenden Dämpfer selbst zu produzieren. Damit sich dieser Aufwand einigermaßen rechnete, begann man, selbst zum Zulieferer für die bei unseren nördlichen Nachbarn traditionell starke Hörgeräte-Industrie zu werden.

Basis
Die effektive Länge von 320 Millimetern macht auf dem Brinkmann LaGrange selbst in der Position für lange Torarme eine spezielle Basis notwendig.
Wenn man sich eine solche Fertigungstiefe erlaubt, dann achtet man natürlich nicht nur auf die klangbestimmenden Eigenschaften der Dämpfung, sondern entwickelt auch möglichst alterungsbeständige Materialien. Deswegen habe ich keinerlei Bedenken, ein etwa zehn Jahre altes, aber nicht einmal 100 Stunden gespieltes SPU Royal für Sie aufzunehmen. Dafür spricht ferner, dass es noch immer erhältlich ist – wenn auch als Mk II-Version mit Holzgehäuse. Als ich dies kurz auf der Homepage von Ortofon recherchierte, fiel mir auf, dass auch das Meister Silber noch immer im Angebot ist, bei dem die Spulen statt aus einer Elektrum genannten Silber-Gold-Legierung aus 99,9999 prozentigem Silber gewickelt worden sein sollen.

Abstand
Dank der durchdachten Justagewerkzeuge ist der Ortofon 309i in Sekundenschnelle präzise auf einem Laufwerk wie dem LaGrange zu positionieren. Wenn die Bauhöhe der Basis wie hier richtig gewählt wurde, ist noch nicht einmal eine Höhenjustage notwendig.
Der Innenwiderstand des Royal beträgt sechs Ohm, die empfohlene Lastimpedanz 100 Ohm. Beim Meister Silber sind es 1,5 und über zehn Ohm. Da sich in meinem Fundus auch die Variante mit der blau-silbernen Plakette befindet, habe ich mich entschlossen, das Royal in der Ursprungsversion sowie das Meister Silber für Sie zu justieren und aufzuzeichnen – auch wenn ich bei der empfohlenen Auflagekraft von 30 respektive 40 Millinewton ein wenig um die Unversehrtheit der Testplatten fürchte. Aber im Falle eines Falles sind sie ja, wie in einem der vorhergehenden Artikel erwähnt, noch immer erhältlich.

Abtaster
Das riesige Gehäuse des SPU trägt nicht unwesentlich zum Klang bei

Weitere Informationen

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    Auch wenn das letzte der drei Lieder die fortlaufende Nummer 100 trägt, sind die Aufnahmen keine reine Routine, abgesehen einmal von der peniblen  Geschwindigkeitseinstellung mit dem Allnic Audio SpeedNic und der Pegeleinstellung an der Nagra VI mit einem RTW-Peakmeter. Mit einer Nadelnachgiebigkeit von acht Mikrometer pro Millinewton sollte das Sumiko in einem schwereren Arm als dem SME V mit seinen etwa elf Gramm effektiver Masse noch ein Stückchen besser klingen. Im Test kann ich auf solche Besonderheiten durch die Auswahl des passeneden Tonarm leicht eingehen, wenn die Vergleichbarkeit mit den anderen hier kostenlos angebotenen Tracks aber gegeben sein soll, muss ich einfach am SME festhalten. Behalten Sie also im Hinterkopf, dass das Palo Santos im passenden Arm noch ein wenig mehr zu leisten im Stande ist. An der allgemeinen Klangcharakteristik dürfen ein paar Gramm zu wenig effektive Masse aber nichts ändern.

    Seidem ich die Degritter-Plattenwaschmaschine erworben habe, wasche ich üblicherweise alle LPs vor dem Abspielen – weil das das klangliche Ergebnis ein wenig verbessert. Daran ändere ich bei den drei Testscheiben nichts. So gesehen findet das Palo Santos hier minimal besser Bedingungen vor als die Tonabnehmer vor ihm. Und dritten treibt mich immer noch die Frage um, ob es nicht langsam Zeit für eine Klangbibliothek 3.0 wird, für die die Aufnahmen in 192 Kilohertz oder gleich in DSD gemacht werden. E-mails mit entsprechenden Anregungen Ihrerseits würden mich freuen. Aber genießen Sie erste einmal das Palo Santos.

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    Ob bei Tonabnehmern, die so unspektakulär und homogen spielen, weil sie in allen Disziplinen auf allerhöchstem Niveau agieren, eine Auswahl von nur drei Stücken ausreicht, um ihre Vorzüge zu dokumentieren? Aber beim Lyra Atlas habe ich mich auch nicht gescheut, die drei Aufnahmen für die Klangbibliothek zu machen. Hier die des Ortofon MC Diamond.

    Falls Sie sich fragen, wie ich ausgerechnet auf das Atlas komme, ist das schnell erklärt: Es ist auch eines der raren Tonabnehmersysteme, die so stimmig klingen, dass man sie leicht unterschätzen kann. Ein Tonabnehmer der nur in einem Teilbereich Herausragendes leistet, drängt sich damit weitaus mehr in den Vordergrund und zieht die Aufmerksamkeit auf sich. Zu dieser Kategorie zählen weder das Atlas noch das MC Diamond. Sie stehen für High Fidelity im besten Sinne und garantieren langen Musikgenuss: einerseits, weil sie auch bei ausgedehnten Hör-Session nicht im geringsten ermüden, und andererseits, weil man ihrer auch nach Jahren nicht überdrüssig werden wird.

    Im Bericht über das Ortofon hatte ich ja darüber berichtet, dass ich einige meiner Lieblings-, nicht aber Test-Stücke benötigte, die enormen Fähigkeiten des MC Diamond zu erkennen. Nein, ich werde sie jetzt nicht noch einmal nennen, um Sie nicht zu beeinflussen. Aber obwohl die Files nur mit 96 Kilohertz aufgezeichnet wurden – beim Start der Klangbibliothek konnten nur sehr wenige Wandler Abtasten von 192 oder mehr Kilohertz verarbeiten – und ich für die Wiedergabe weder meinen modifizierten DAVE noch den M-Scaler verwendet habe, sondern einfach den Analogausgang der Nagra VI mit der Vorstufe verbunden habe, waren die vielen Vorzüge der MC Diamond auch in den Files leicht zu entdecken. Wenn sich Ihnen die Ausnahmestellung des Ortofons nicht beim ersten Hören erschließen sollte, geben Sie ihm eine zweite Chance. Ich bin sicher, dass Ihre Mühen mit einem außergewöhnliche Musikerlebnis belohnt werden.

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    Die Produktion der letzten drei Tracks ist schon so lange her, dass ich mir nicht mehr ganz sicher war, auf welchen Wert der Pegel üblicherweise justiert wird. Aber das lässt sich in den alten Artikeln zum Thema ja leicht nachschlagen. Das van den Hul Crimson XGW Stradivarius wurde wie gewohnt in einen auf dem Brinkmann LaGrange montierten SME V eingebaut. Die Entzerrung übernahm Einsteins The Turntable's Choice mit dem Abschlusswiderstand, der sich während des Tests als der beste herausgestellt hatte. Somit unterscheiden sich die hier neu herunterladbaren Stücke lediglich in Sachen Tonabnehmer von den allermeisten der bisher angebotenen 91 Titel in der Klangbibliothek. Eine entsprechend hochauflösende digitale Wiedergabekette vorausgesetzt können Sie sich so im Vergleich mit mit anderen Tonabnehmern aufgenommenen Track einen Eindruck von den klanglichen Eigenschaften des van den Hul Crimson XGW Stradivarius verschaffen.

    Beim Test des Reed Muse 1C mit dem Model 5T beispielsweise griff Carsten Bussler auf seine eigenen Tonabnehmer zurück. Selbst wenn wir Aufnahmen mit diesem im SME V produziert hätten, wäre Carsten Busslers Einschätzung der Reed-Kombi dadurch nicht leichter einzuordnen gewesen. Daher beschränken wir das Angebot von tönenden Beispielen in der Klangbibliothek auf reine Tonabnehmertest. Ein kleiner Tipp: Es dürfte spannend sein, die Klänge des van den Hul Crimson XGW Stradivarius mit dem des Crimson von vor acht Jahren zu vergleichen. Die entsprechenden Tracks tragen die Nummern 56 bis 58. Viel Spaß dabei!

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    Ich hoffe, es war nicht nur Autosuggestion, dass ich auch beim Probehören der drei Musik-Dateien meinte hören zu können, dass das Verismo zu den extrem schnellen Schallwandlern zählt. Es ist nicht ganz unwahrscheinlich, dass dies am sehr harten Material für die Verbindung zwischen Abtastnadel und Spulenträger – oder einfacher: dem Diamant-Nadelträger – liegt. Genug damit, denn ich hatte mir schon vor längerer Zeit vorgenommen, nicht mehr über mögliche technische Erklärungen von akustischen Phänomenen zu spekulieren. Wenn die Aufnahmen unserer drei Vergleichssongs auch nur einen Teil der besonderen klanglichen Fähigkeiten des Verismo eingefangen haben, werden Sie sie gewiss mit Genuss hören – wie immer in dieser Rubrik vorausgesetzt, dass Ihre digitale Wiedergabekette die Files adäquat reproduziert. Viel Spaß!

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    Mit dem Bericht über das Charisma Audio Signature One und das Soundsmith Strain Gauge habe ich in Sachen Analog nach jeder Menge Digitalthemen ein wenig Wiedergutmachung betrieben. Die Analogwochen beschließen nun die drei kostenlos herunterladbaren Klangbeispiele mit dem Signature One.

    Obwohl schon wieder ein paar spannende Testobjekte in Sachen Digital eingetroffen sind, kann ich Ihnen versprechen, dass die analoge Durststrecke diesmal nicht allzu lang sein wird. Denn der Thiele TA01 wird nach den Aufnahmen mit dem Charisma Audio im SME in Kürze wieder die Position für Neun-Zoll-Arme auf dem LaGrange einnehmen. Aber bis zum Erscheinen des Berichts werden ich mit dem nahezu tangential abtastenden Drehtonarm noch einige Erfahrungen sammeln. Zudem sind zwei Sbooster-Netzteile mit den passenden Spannungen für das Versorgungsteil des Strain Gauge eingetroffen. Da steht also beizeiten auch noch einen Nachtrag an.

    Für den Test hatte ich das Signature One ja lediglich im AMG 12JT Turbo gehört, da es ganz hervorragend damit harmonierte: Dank seiner seht homogenen Abstimmung passt vorzüglich zur offen, schnellen und spielfreudigen Charakteristik des AMG. In Verbindung mit eher hell und effekthascherisch spritzig abgestimmten Tonabnehmern kann die schon mal ein wenig zu viel des Guten sein. Die perfekten Ausgewogenheit des Signature One ergänzt sie – wie gesagt – aufs feinste. Zu meiner Überraschung – ich weiß, ich neige dazu, den SME zu unterschätzen – brachte der Fünfer die sehr guten Leistungen des Charisma in allen Disziplinen beeindruckend zur Geltung. Aber hören Sie selbst. Viel Spaß mit dem Charisma Audio Signature One!

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    Nach dem Test des Ortofon SPU Century hätte ich fast vergessen, damit die drei immer gleichen Songs für die Hifistatement-Klangbibliothek aufzunehmen. Das passiert mir beim ungemein spannenden Soundsmith Strain Gauge gewiss nicht: Diesmal produziere und veröffentliche ich die drei Tracks einfach vor dem Erscheinen des Berichts. Das hat unter anderem den Vorteil, dass ich mit dem Tonabnehmer vor Fertigstellung des Texts noch in einem weiteren Tonarm Erfahrungen sammeln kann: dem SME V, der ja bei den Aufnahmen für die Klangbibliothek der Standard ist. In der Bedienungsanleitung des Strain Gauge werden als geeignete Spielpartner schwere bis mittelschwere Arme genannt. Und da das Soundsmith nicht gerade ein Abtast-Weltmeister ist, können eine paar weitere Experimente nicht schaden.

    Das Versorgungsteil des Strain Gauge, das für jeden der beiden Kanäle eine Gleichspannung bereit stellt, die dann durch den variablen Widerstand des Tonabnehmers moduliert und so zum Phonosignal wird, besitzt lediglich unsymmetrische Ausgänge. Die für die Erstellung der Musikdateien verwendete Nagra VI verfügt jedoch lediglich über symmetrische Eingänge. Abhilfe könnten ein Symmetrier-Verstärker von Funk-Tonstudiotechnik, eine Box mit Symmetrier-Trafos von Alphaton oder recht hochwertige Adapter, wie sie auch Jeff Rowland verwendet, schaffen. Um den Klang möglichst unbeeinflusst zu lassen, habe ich mich für die Adapter entschieden. Der Pegel wird ja in jedem Falle mit einer Messplatte über die Potis der Nagra eingestellt und per RTW-Peakmeter kontrolliert.

    Wer mit den drei Titel der Songs der Klangbibliothek nicht vertraut ist, möge sich bitte nicht wundern, dass der Einstieg in Benny Golsons „How Deep Is The Ocean“ ein wenig hart erfolgt. Das Stück ist Teil eines Medleys. Ein Aufblenden exakt auf den gemessenen Pegel ist so gut wie unmöglich, und ein nachträgliches Einblenden kommt auch nicht in Frage, da ich die Aufnahme unbedingt unbearbeitet lassen wollte. Die relativen Unterschiede zwischen den in der Klangbibliothek vorgestellten Tonabnehmern hört man ja auch trotz des unsanften Einstiegs – und zwar umso besser, je hochwertiger die eigene digitale Wiedergabekette auflöst. Viel Spaß mit dem Tonabnehmer der völlig anderen Art!

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