Das Ende der Klangbeschreibung?

26.12.2010 // Dirk Sommer

Und damit ist die Katze aus dem Sack: Wir planen, Ihnen von möglichst vielen, wenn nicht allen getesteten Tonabnehmern und hin und wieder auch von Phonostufen Dateien mit einer Auflösung von 24 Bit und wegen der größeren Verbreitung der Wiedergabegerätschaften mit einer Abtastrate von 96 statt der möglichen 192 Kilohertz anzubieten. Dabei ist uns völlig bewusst, dass Sie dadurch nur einen Eindruck von der Tendenz des Klanges des so portraitierten Systems bekommen. Nicht jeder Arm harmoniert mit jedem Abtaster, nicht jeder Arm läuft auf jedem Laufwerk zur Hochform auf, und auch ein glückliches Händchen bei der Kabelwahl kann den entscheidenden Kick bringen. Eine gewisse Aussagekraft erhalten die Downloads nur dann, wenn wir das Verfahren ihrer Aufnahme weitgehend standardisieren. Aus praktischen Gründen greifen wir dabei natürlich auf Komponenten zurück, die sich im privaten Besitz befinden und daher jederzeit zur Verfügung stehen. Die Auswahl soll definitiv keinen Referenzcharakter haben – auch wenn einige der verwendeten Geräte bei den üblichen Test durchaus als Maßstab herangezogen werden. Als Basis dient – nicht zuletzt, weil es leicht mit unterschiedlichen Armen bestückt werden kann – das Brinkmann LaGrange Laufwerk. Beim Tonarm fällt die Wahl ebenfalls nicht schwer: Der SME V genießt einen guten Ruf, selbst wenn es noch den ein oder anderen ein wenig besseren Tonarm gibt. Zudem ist er weit verbreitet und extrem leicht zu justieren. Was nützte da der absolute Überflieger, der nur in den Händen seines Entwicklers zu Spitzenleistungen aufläuft? Einem SME V kann mit überschaubarer Justagezeit mindestens 95 Prozent seines Potenzials entlocken.

Nur bei exakter Pegelgleichheit ist ein Vergleich sinnvoll. Beide Systeme wurden auf -4 Dezibel auf dem linken Kanal eingepegelt. Der rechte ist minimal, aber unwesentlich lauter
Nur bei exakter Pegelgleichheit ist ein Vergleich sinnvoll. Beide Systeme wurden auf -4 Dezibel auf dem linken Kanal eingepegelt. Der rechte ist minimal, aber unwesentlich lauter

Da die Nagra LB ausschließlich symmetrische Eingänge besitzt, bietet es sich an, einen Entzerrervorverstärker zu benutzen, der über symmetrische Ausgänge verfügt. Mein Einstein tut dies, hat allerdings den Nachteil, ausschließlich die Signale von Moving-Coil-Systemen zu akzeptieren. Hier haben wir noch keine endgültige Lösung. Für einen halbwegs aussagekräftigen Vergleich ist die exakte Einhaltung ein und desselben Pegels unabdingbar. Da die Lautstärke an der Nagra geregelt wird, messen wir an ihren Ausgängen mit einem RTW-Peak-Program-Meter: Eine Messplatte mit einem definierten Pegel wird abgespielt und an der Nagra der Aufnahmepegel so justiert, dass das PPM auf dem linken Kanal exakt -4 Dezibel anzeigt. Ich habe den Wert ermittelt, indem ich das gewünschte Musikstück so eingepegelt habe, dass eine Übersteuerung der Nagra sicher vermieden wird und anschließend den Pegel notiert habe, den die Messplatte mit eben dieser Einstellung lieferte. Erfreulicherweise lagen die Lautstärkeunterschiede zwischen den beiden Kanälen bei den ersten beiden Tonabnehmern, die ich ausprobiert habe, deutlich unter einem Dezibel. Es liegt nahe, als Musikbeispiel einen Song von einer eigenen Produktion auszuwählen, vorausgesetzt der Musiker oder sein Management stimmen dieser Verwendung zu. Bei unserer Paul Kuhn LP ist dies erfreulicherweise für das Stück „Griff‟ der Fall. Mit Frank Kleinschmidt, dem Inhaber des Labels in+out records, habe ich bereits weitere Stücke aus seinem auf LP erschienenen Repertoire besprochen. An Musik wird es uns also nicht mangeln.

„Griff‟, der dritte Titel der zweiten Seite der ersten Statement in Sound-LP dient als Klangbeispiel für dieses Experiment
„Griff‟, der dritte Titel der zweiten Seite der ersten Statement in Sound-LP dient als Klangbeispiel für dieses Experiment
Ich habe für diesen ersten Versuch die Arme und Systeme verwendet, die aktuell auf meinem Laufwerk installiert waren, da es hier ja nur um einen ersten Eindruck gehen soll. Später werde ich dann das oben beschriebene Verfahren genau umsetzen. Zur Einstimmung habe ich „Griff‟ gleich dreimal auf die Nagra überspielt. Bei ersten Mal wurde die Rille von einem Lyra Olympos im Kuzma 4Point abgetastet. Das elektrische Signal lief durch die Kabel des Armes, die ohne Unterbrechung von den Clips für die Pins des Tonabnehmers bis zum XLR-Stecker führen. Dann entzerrte Einsteins „The Turntable‘s Choice‟ in der symmetrischen Variante. Von dort ging es durch nicht einmal einen Meter HMS Gran Finale Jubilee zur Nagra, die beim erstem Mal mit 192 Kiloherzt wandelte. Beim zweiten Mal war die Abtastrate auf 96 Kilohertz eingestellt. Das dritte File enthält die Aufzeichnung des Signals, das ein Brinkmann EMT ti lieferte, das vom Brinkmann 12.1 Arm geführt wird. Für den Anschluss an die Phonostufe war ein Kabel von  Precision Interface Technology zuständig. Die Nagra arbeitete mit  96 Kilohertz. Es wird sich zeigen, ob diese Abtastrate reicht, selbst kleinere klangliche Differenzen deutlich zu machen, ob die Wandler der Nagra für diesen Job taugen und ob Ihre digitalen Abspielmöglichkeiten die erforderliche höhe Auflösung bieten. Downloads zur parziellen Ersetzung von Klangbeschreibungen machen nur dann Sinn, wenn man diese System im Dialog entwickelt. Ich bin auf Ihre Reaktionen gespannt. Viel Spaß mit dieser audiophilen Spielerei, aus der einmal mehr werden könnte.

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Lyra Olympos
im Kuzma 4Point

24 bit / 192 kHz
ca. 317 mb (wav)
 
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Lyra Olympos
im Kuzma 4Point

24 bit / 96 kHz
ca. 158,4 mb (wav)
 
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Brinkmann EMT ti
im Brinkmann 12.1

24 bit / 96 kHz
ca. 160,9 mb (wav)
 

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