In der Struktur des akustischen Verhaltens eines Raumes direkt nach der Initialzeit verbirgt sich ein mehrdimensionaler Vorgang – also ein komplexes „Schallfeld“. In diesem sind die Lautstärken, die zurückgelegten Wege und die zeitliche Dauer von vielen Reflexionen des Raums enthalten. Bildlich gesprochen bestimmt die Steilheit des Anstieges und die Neigung des folgenden Abfalls der Schallenergie nach der Initialzeit die Lebendigkeit und Intensität des Klangbilds im Raum. Die Beeinflussung der virtuellen Räumlichkeit des Originalschauplatzes, also das, was der Abhörraum zuarbeiten muss, um ein möglichst realistisches Klangbild ohne optischen Reiz zu erzeugen, ist in der zeitlichen und räumlichen Verteilung der Schallenergie enthalten, jedoch nicht direkt zu erkennen. Mit den nachfolgenden Abbildungen 7a und b sollen diese akustischen Effekte visuell dargestellt werden.
Damit dürfte jetzt klar geworden sein, dass eine Abhörsituation ohne Berücksichtigung der frühen Reflexionen in keinem Fall befriedigende und angemessene klangliche Ergebnisse liefert, völlig unabhängig davon, wie die restliche Gestaltung des Abhörraums aussehen mag! Hier sollte man keinen Illusionen erliegen.
Soll eine wirklich hochwertige Wiedergabequalität in einem Raum erreicht werden, ist eine detaillierte Auseinandersetzung besonders mit den frühen Reflexionen unerlässlich und eine geeignete akustische Gestaltung zwingend notwendig. Dann kann der nächste, akustisch sehr wichtige Aspekt eines Raums – das modale Verhalten – angegangen werden. In „Raumakustik Teil 3‟ werden wir auf dieses akustische Phänomen eingehen.