Sonntag, 30 Juni 2013 02:00

Klangbibliothek 2.0

In den letzten Monaten hat die Beschäftigung mit Analogem wieder – wie ich hoffe: erkennbar – zugenommen. Nur neue Klangbeispiele gab es bisher nicht. Das lag vor allem daran, dass keine Einzeltests von Tonabnehmern auf dem Plan standen, was sich mit dem Bericht über das EAT  ja nun geändert hat. Aber auch eine Umstellung beim digitalen Aufnahmeequipment sorgte für ein wenig Verzögerung.
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Die Nagra VI bildet die Fähigkeiten des EAT Yosegi sehr präzise ab
Die Nagra VI bildet die Fähigkeiten des EAT Yosegi sehr präzise ab

Soweit ich weiß, ist Hifistatement das einzige Magazin, dass Ihnen mit der Klangbibliothek die Möglichkeit gibt, sich zumindest einen ersten Eindruck von der Klangcharakteristik der getesteten Tonabnehmer zu verschaffen. Dazu erstellen wir von den drei immer gleichen Songs und unter definierten Bedingungen Musikdateien im wav.-Format mit 24 Bit und 96 Kilohertz zum freien Download. Tonarm, Laufwerk, Kabel und Phonoentzerrer sind dabei, wie schon in den Grundlagenartikeln über das Ende der Klangbeschreibung und zu den Klangbeispielen beschrieben, meist standardisiert. Und bisher galt das auch für die A/D-Wandler.

Für die digitalen Sicherungskopien bei der Arbeit für unser Platten-Label sommelier du son und für die Statements From Birdland, die kostenlos herunterladbare klingende Konzertkritik in diesem Magazin, setzen wir schon seit geraumer Zeit auf eine Nagra LB. Dieses feine Stückchen Technik kam bisher auch bei den Aufzeichnungen für die Klangbibliothek zum Einsatz. Die LB ist ausgesprochen handlich, leicht zu bedienen und klingt gut, wenn auch die nun immer häufiger zu findenden, aber deutlich teureren separaten A/D-Wandler wie etwa der Ayre QA-9 noch ein wenig mehr zu bieten.

Bei der Bedienung der Nagra VI mit ihren vielfältigen Aufnahme- und Monitoring-Funktionen helfen die Signalfuss-Diagramme auf dem Deckel
Bei der Bedienung der Nagra VI mit ihren vielfältigen Aufnahme- und Monitoring-Funktionen helfen die Signalfuss-Diagramme auf dem Deckel

Nicht zuletzt deswegen haben wir uns vor kurzem entschlossen, eine Nagra VI zu erwerben, das derzeitige Topmodell der traditionsreichen Schweizer Manufaktur für Professional Audio und High End, das bis zu sechs Kanäle parallel mit 192 Kilohertz aufzeichnen kann und auch über A/D-Wandler höherer Qualität verfügt als die LB. Beschränkt man sich auf 96 Kilohertz, kann die Sechser zusätzlich sogar noch einen Stereomix aus den sechs Kanälen speichern. Zum einen steht dafür eine 120 Gigabyte Festplatte und zum anderen schnell wechselbare SD-Karten zur Verfügung. Ich gebe gerne zu, dass uns nicht allein die zusätzlichen technischen Möglichkeiten, sondern auch die Anmutung der komplett in der Schweiz gefertigten und in der 60th Anniversary Edition mit einer massiven Alufront aufwartenden Maschine zum Wechsel verleiteten.

Da der Vergleich der mit den getesteten Tonabnehmern wiedergegebenen drei gleichen Songs nur dann halbwegs sinnvoll ist, wenn auch die Pegel annähernd gleich sind, habe ich mich beim ersten Einsatz der neuen Nagra nicht nur auf deren Anzeige verlassen, sondern auch noch einmal die Pegel der aufgenommenen Songs im Mastering-Programm kontrolliert – und um den Bruchteil eines Dezibels korrigiert. SoundBlade, das Mastering Programm des Amarra-Herstellers SonicStudio diente aber nur der Pegelkontrolle, die herunterladbaren Klangbeispiele stammen wie üblich direkt aus der Nagra. Die Anzeigen der Sechser und der LB scheinen um etwa ein halbes Dezibel zu variieren, was aber leicht zu kompensieren ist. Nach einigen Querversuchen ist also sichergestellt, dass sich auch die jetzt erstellten Aufnahmen nicht aus dem Pegelbereich entfernen, in dem die bisherigen 42 Beispiele unserer Klangbibliothek liegen. Exakt gleich sind die Pegel nur bei der Frequenz der Messplatte – in unserem Fall 3150 Hertz. Da die Systeme keinen lineal geraden Frequenzgang besitzen, ergeben sich bei den mit den unterschiedlichen Tonabnehmern wiedergegebenen Songs Pegeldifferenzen, die allerdings in einen Toleranzband von unter einen halben Dezibel liegen. Das war bei den bisherigen Songs so und ist nun auch für die kommenden sichergestellt.

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Die Vergleichbarkeit der neuen Klangbeispiele mit den ersten 42 ist dennoch nicht hundertprozentig gegeben, denn die Wandler der Nagra VI sind, wie gesagt, einfach besser als die der bisher benutzten LB. Wenn Sie also bei neuen Beispielen vielleicht das ein oder andere Detail mehr entdecken, muss das nicht unbedingt auf das Konto des gerade verwendeten Systems gehen. Um auf diese kleine Unschärfe in puncto Vergleichbarkeit hinzuweisen, werden wir bei den neuen Klangbeispielen auch die Aufnahmemaschine angegeben. Die zu entdeckenden Unterschiede zwischen den Systemen sind selbstverständlich noch viel stärker von der Qualität Ihrer digitalen Wiedergabekette abhängig. Da kann ein besserer Software-Audio-Player mindestens ebenso viel bewirken wie der nun bessere A/D-Wandler. Aber um es noch einmal zu klarzustellen: Unser Sound-Bibliothek soll Ihnen ja vorrangig einen Eindruck von der Klangcharakteristik eines Abtaster vermitteln und eine Vorauswahl, nicht aber eine Kaufentscheidung ermöglichen.

Ich kann Ihnen versprechen, dass die Nagra VI für längere Zeit die Aufnahmemaschine der Wahl bleiben wird: Erstens, weil sie auf wirklich hohen Niveau agiert, und zweitens, weil die prohibitiven Preise für die Schweizer Elektronik-Pretiosen einen häufigen Wechsel per se verbieten. Viel Spaß mit den vier neuen Klangbeispielen vom EAT Yosegi!

PS: Wenn Sie finden sollten, dass sich das EAT auch im Vergleich zu teureren Abtastern sehr wacker schlägt, schieben Sie es nicht allein auf die Nagra VI. Das Yosegi ist wirklich verdammt gut!

Weitere Informationen

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    Auch wenn das letzte der drei Lieder die fortlaufende Nummer 100 trägt, sind die Aufnahmen keine reine Routine, abgesehen einmal von der peniblen  Geschwindigkeitseinstellung mit dem Allnic Audio SpeedNic und der Pegeleinstellung an der Nagra VI mit einem RTW-Peakmeter. Mit einer Nadelnachgiebigkeit von acht Mikrometer pro Millinewton sollte das Sumiko in einem schwereren Arm als dem SME V mit seinen etwa elf Gramm effektiver Masse noch ein Stückchen besser klingen. Im Test kann ich auf solche Besonderheiten durch die Auswahl des passeneden Tonarm leicht eingehen, wenn die Vergleichbarkeit mit den anderen hier kostenlos angebotenen Tracks aber gegeben sein soll, muss ich einfach am SME festhalten. Behalten Sie also im Hinterkopf, dass das Palo Santos im passenden Arm noch ein wenig mehr zu leisten im Stande ist. An der allgemeinen Klangcharakteristik dürfen ein paar Gramm zu wenig effektive Masse aber nichts ändern.

    Seidem ich die Degritter-Plattenwaschmaschine erworben habe, wasche ich üblicherweise alle LPs vor dem Abspielen – weil das das klangliche Ergebnis ein wenig verbessert. Daran ändere ich bei den drei Testscheiben nichts. So gesehen findet das Palo Santos hier minimal besser Bedingungen vor als die Tonabnehmer vor ihm. Und dritten treibt mich immer noch die Frage um, ob es nicht langsam Zeit für eine Klangbibliothek 3.0 wird, für die die Aufnahmen in 192 Kilohertz oder gleich in DSD gemacht werden. E-mails mit entsprechenden Anregungen Ihrerseits würden mich freuen. Aber genießen Sie erste einmal das Palo Santos.

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    Im Bericht über das Ortofon hatte ich ja darüber berichtet, dass ich einige meiner Lieblings-, nicht aber Test-Stücke benötigte, die enormen Fähigkeiten des MC Diamond zu erkennen. Nein, ich werde sie jetzt nicht noch einmal nennen, um Sie nicht zu beeinflussen. Aber obwohl die Files nur mit 96 Kilohertz aufgezeichnet wurden – beim Start der Klangbibliothek konnten nur sehr wenige Wandler Abtasten von 192 oder mehr Kilohertz verarbeiten – und ich für die Wiedergabe weder meinen modifizierten DAVE noch den M-Scaler verwendet habe, sondern einfach den Analogausgang der Nagra VI mit der Vorstufe verbunden habe, waren die vielen Vorzüge der MC Diamond auch in den Files leicht zu entdecken. Wenn sich Ihnen die Ausnahmestellung des Ortofons nicht beim ersten Hören erschließen sollte, geben Sie ihm eine zweite Chance. Ich bin sicher, dass Ihre Mühen mit einem außergewöhnliche Musikerlebnis belohnt werden.

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    Mit dem Bericht über das Charisma Audio Signature One und das Soundsmith Strain Gauge habe ich in Sachen Analog nach jeder Menge Digitalthemen ein wenig Wiedergutmachung betrieben. Die Analogwochen beschließen nun die drei kostenlos herunterladbaren Klangbeispiele mit dem Signature One.

    Obwohl schon wieder ein paar spannende Testobjekte in Sachen Digital eingetroffen sind, kann ich Ihnen versprechen, dass die analoge Durststrecke diesmal nicht allzu lang sein wird. Denn der Thiele TA01 wird nach den Aufnahmen mit dem Charisma Audio im SME in Kürze wieder die Position für Neun-Zoll-Arme auf dem LaGrange einnehmen. Aber bis zum Erscheinen des Berichts werden ich mit dem nahezu tangential abtastenden Drehtonarm noch einige Erfahrungen sammeln. Zudem sind zwei Sbooster-Netzteile mit den passenden Spannungen für das Versorgungsteil des Strain Gauge eingetroffen. Da steht also beizeiten auch noch einen Nachtrag an.

    Für den Test hatte ich das Signature One ja lediglich im AMG 12JT Turbo gehört, da es ganz hervorragend damit harmonierte: Dank seiner seht homogenen Abstimmung passt vorzüglich zur offen, schnellen und spielfreudigen Charakteristik des AMG. In Verbindung mit eher hell und effekthascherisch spritzig abgestimmten Tonabnehmern kann die schon mal ein wenig zu viel des Guten sein. Die perfekten Ausgewogenheit des Signature One ergänzt sie – wie gesagt – aufs feinste. Zu meiner Überraschung – ich weiß, ich neige dazu, den SME zu unterschätzen – brachte der Fünfer die sehr guten Leistungen des Charisma in allen Disziplinen beeindruckend zur Geltung. Aber hören Sie selbst. Viel Spaß mit dem Charisma Audio Signature One!

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    Hier können Sie ein System hören, das weder nach dem Moving-Magnet-, dem Moving-Iron- noch dem Moving-Coil-Prinzip arbeitet. Es braucht auch keinen Entzerrer-Vorverstärker, wohl aber ein eigenes Versorgungsteil: ein klanglicher Vorgeschmack auf das Soundsmith Strain Gauge. Mehr zur Technik erfahren Sie dann im Test, der in einigen Tagen erscheint.

    Nach dem Test des Ortofon SPU Century hätte ich fast vergessen, damit die drei immer gleichen Songs für die Hifistatement-Klangbibliothek aufzunehmen. Das passiert mir beim ungemein spannenden Soundsmith Strain Gauge gewiss nicht: Diesmal produziere und veröffentliche ich die drei Tracks einfach vor dem Erscheinen des Berichts. Das hat unter anderem den Vorteil, dass ich mit dem Tonabnehmer vor Fertigstellung des Texts noch in einem weiteren Tonarm Erfahrungen sammeln kann: dem SME V, der ja bei den Aufnahmen für die Klangbibliothek der Standard ist. In der Bedienungsanleitung des Strain Gauge werden als geeignete Spielpartner schwere bis mittelschwere Arme genannt. Und da das Soundsmith nicht gerade ein Abtast-Weltmeister ist, können eine paar weitere Experimente nicht schaden.

    Das Versorgungsteil des Strain Gauge, das für jeden der beiden Kanäle eine Gleichspannung bereit stellt, die dann durch den variablen Widerstand des Tonabnehmers moduliert und so zum Phonosignal wird, besitzt lediglich unsymmetrische Ausgänge. Die für die Erstellung der Musikdateien verwendete Nagra VI verfügt jedoch lediglich über symmetrische Eingänge. Abhilfe könnten ein Symmetrier-Verstärker von Funk-Tonstudiotechnik, eine Box mit Symmetrier-Trafos von Alphaton oder recht hochwertige Adapter, wie sie auch Jeff Rowland verwendet, schaffen. Um den Klang möglichst unbeeinflusst zu lassen, habe ich mich für die Adapter entschieden. Der Pegel wird ja in jedem Falle mit einer Messplatte über die Potis der Nagra eingestellt und per RTW-Peakmeter kontrolliert.

    Wer mit den drei Titel der Songs der Klangbibliothek nicht vertraut ist, möge sich bitte nicht wundern, dass der Einstieg in Benny Golsons „How Deep Is The Ocean“ ein wenig hart erfolgt. Das Stück ist Teil eines Medleys. Ein Aufblenden exakt auf den gemessenen Pegel ist so gut wie unmöglich, und ein nachträgliches Einblenden kommt auch nicht in Frage, da ich die Aufnahme unbedingt unbearbeitet lassen wollte. Die relativen Unterschiede zwischen den in der Klangbibliothek vorgestellten Tonabnehmern hört man ja auch trotz des unsanften Einstiegs – und zwar umso besser, je hochwertiger die eigene digitale Wiedergabekette auflöst. Viel Spaß mit dem Tonabnehmer der völlig anderen Art!

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