Montag, 03 Juni 2013 02:00

Trioden, die Legende lebt!

Ganz so einfach ist die Herstellung wohl dann doch wieder nicht, es genügt offensichtlich nicht, einfach alte Originalmaschinen aufzukaufen und los gehts. Entscheidend ist das Know How, und das Fachwissen hierfür haben mittlerweile Leute, die bereits in Rente sind. Interessanterweise gibt es noch einen aktiven Mitarbeiter aus dem ehemaligen Telefunkenwerk in Ulm, der in seiner Firma Elrog unter Anderem wunderbar gefertigte 845 und 211 Trioden herstellt. Allerdings in verbesserter technischer Ausführung. Der Korpus besteht aus dickem Jenaer Glas, die Anoden sind aus Graphit mittels CNC gefräst, der massive Sockel ist aus Messing. Wie bei den Originalen bestehen die Kathodenfäden aus thoriertem Wolframdraht, sie werden also sehr hell leuchten. Deutlich stärkeres Vakuum als allgemein üblich. Kurzum, ein industriell gefertigtes Spitzenprodukt! Einen interessanten Firmenbericht hierzu gibt es unter: www.vinylsavor.blogspot.com

Neu konstruierte, direkt geheizte Powertrioden 211 und 845 von Dr. Schaffernicht, einem ehemaligen Techniker der Telefunken Röhrenfabrik in Ulm
Neu konstruierte, direkt geheizte Powertrioden 211 und 845 von Dr. Schaffernicht, einem ehemaligen Techniker der Telefunken Röhrenfabrik in Ulm
Neben dem möglicherweise verloren gegangenen Fachwissen gibt es noch ein anderes Problem: Manche damals verwendeten Herstellungstechniken wären heutzutage aus Umwelt- und Arbeitsschutzgründen nicht mehr zulässig. Zudem sind manche Prozeduren Timing anhängig, wobei fraglich ist, ob dies damals alles detailliert dokumentiert wurde. Die Herstellung der Röhren beruht zum größten Teil auf Handarbeit, die heutzutage teuer ist. Zumindest aus dem Blickwinkel der Betriebswirte gesehen. Um einen gleichbleibenden Qualitätsstandard zu sichern, wurden seinerzeit etliche Röhren weggeworfen, die diesen Vorgaben eben nicht entsprachen. Dies wird bei den Massenanfertigungen heutzutage aus Kostengründen nicht mehr so rigoros durchgeführt.

Damit will ich nun nicht behaupten, dass es heutzutage nicht möglich wäre, hervorragende Röhren neuer Konstruktion herzustellen, hierfür gibt es ja genügend Beispiele. Aber die Herstellungskosten einer Telefunken EC 8020 Triode beispielsweise wären sicher nicht geringer, als das, was man für eine NOS Version bezahlen müsste. Sofern man überhaupt eine findet. Andererseits sollte man nicht blind darauf vertrauen, wenn NOS draufsteht, dass die Röhre dann qualitativ hochwertig ist, es gab früher natürlich auch schlechte Produktionsläufe. Und den Originalaufdruck irgendeiner Billigröhre entfernen und mit einem Siemens oder Telefunken Label zu versehen, stellt für manch einen auch kein Problem dar. Die Berührungsängste mit NOS Röhren sind allerdings unbegründet, seriöse Geräte-Hersteller sorgen natürlich dafür, dass immer genügend Ersatzröhren vorhanden sind. Und durch das Internet waren die Versorgungsmöglichkeiten noch nie so gut wie jetzt! Natürlich sind bestimmte Typen ausgestorben, wie beispielsweise die Original Western Electric 300B, um die ein Riesen-Hype gemacht wurde. Oder eine WE 349A.

Es gibt aber natürlich andere Typen, wie beispielsweise eine 45, die klanglich von vielen einer 300B vorgezogen wird. Zudem gibt es zahlreiche Röhren, die seinerzeit für einen ganz anderen Zweck verwendet wurden, von den Daten her aber ideal für Audiozwecke geeignet sind. Gerne verwendet werden mittlerweile NOS Röhren, die exklusiv für die Bundespost von verschiedenen Herstellern wie Siemens, Telefunken und Valvo hergestellt wurden. Diese Röhren wurden unter hohen Qualitätsstandards gebaut, teilweise wurden Standzeiten von mehr als 10000 Stunden garantiert. Mit diesen Röhren lassen sich hervorragende Verstärker bauen, die Beschaffung ist auch noch kein Problem. Und überlegen wir einmal, wenn ich jeden Tag drei Stunden Musik höre und die C3m eine Lebensdauer von 10000 Stunden hat, dann brauche ich erst nach 10 Jahren eine neue. Diese lege ich mir jetzt zu, dann habe ich die nächsten 20 Jahre meine Ruhe!

Für Fernsehgeräte wurden massenhaft Röhren hergestellt, von denen etliche auch für Audiozwecke geeignet sind. Manche Typen haben so hervorragende Kennlinien, so dass man sich wundern muss, warum diese nicht für Audiozwecke eingesetzt werden. Die Hersteller müssten sich nur umsehen und diese Röhren wieder zum Leben erwecken. In Japan hatte Ken Shindo gezeigt, dass es möglich ist, mit ungebräuchlichen Röhrentypen hervorragende Verstärker zu bauen. Interessanterweise machen sich viele Leute Gedanken über den Nachschub an Röhren und lassen möglicherweise die Finger von einem derartigen Verstärker. Andererseits gibt es offensichtlich keinerlei Bedenken, wenn bei einem Transistorgerät die Transistoren nach 10 Jahren nicht mehr verfügbar sind. Zudem kann sich ja jeder beizeiten einen entsprechenden Vorrat an Ersatzröhren zulegen.

Der gleiche Röhrentyp in verschiedenen Ausführungen, rechts mit Keramiksockel und Graphitanoden. Der mechanische Aufbau der Graphitvariante ist äußerst solide, deshalb neigt die Röhre auch weniger zu Mikrophonie als der Typ links
Der gleiche Röhrentyp in verschiedenen Ausführungen, rechts mit Keramiksockel und Graphitanoden. Der mechanische Aufbau der Graphitvariante ist äußerst solide, deshalb neigt die Röhre auch weniger zu Mikrophonie als der Typ links

 

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  • Imagefolder: basics/13-06-03_trioden

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