Wir fanden kein CD-Laufwerk auf dem Markt, das unseren Anforderungen genügte. Wir haben uns letztendlich für ein DVD-ROM-Laufwerk entschieden und dieses gründlich umgebaut. Das DVD-ROM-Laufwerk nehmen wir, weil es uns erlaubt, eine CD bis zu 84 Mal abzuspielen, bis wir sicher sind, keine Datenfehler zu haben, die durch Interpolation ausgeglichen werden müssten. Die so ausgelesenen Daten werden dann in einem 64-MB Zwischenspeicher abgelegt.
MS: Warum ist der Speicher nicht gleich auf 1 GB ausgelegt, so dass die gesamte Datenmenge der CD auf dem Solid State Speicher zur Verfügung steht?
Paul McGowan: Weil der Nutzer dann mehrere Minuten warten müsste, bis die CD komplett ausgelesen ist und er endlich Musik hören kann. So eine lange Wartezeit wollten wir nicht, sie würde unsere Kunden verärgern. Unser Laufwerk sollte sich, trotz abweichenden Funktionsprinzips, weitgehend so verhalten wie ein normales CD-Laufwerk, das Daten in Echtzeit ausliest und ausgibt.
Andererseits war es uns wichtig, dass der Datenstrom, der aus dem Zwischenspeicher herauskommt, nicht mir irgendetwas anderem im PWT synchron ist, schon gar nicht mit etwas so – relativ – langsam Reagierendem wie dem DVD-Laufwerk.
MS: Da möchte ich mal einhaken. Andere Hersteller, insbesondere von Wandlern, behaupten, dass die Datenquelle letztendlich ohne Bedeutung sei, das oft gehörte „Bits sind Bits“-Argument. Wenn man die ankommenden Bits asynchron wandle, komme es nur noch auf die Qualität des Taktgebers im Wandler an. Jitter im Eingangssignal werde dadurch vollständig unterdrückt, so dass der billigste DVD-Player vom Kaffeeröster nebenan als Datenquelle genauso geeignet ist wie hoch gezüchtete High-End-CD-Laufwerke.
Paul McGowan: Schön wär‘s. Dass Bits nicht gleich Bits sind, wusste ich schon seit der Genesis Digital Lens, und das zeigt sich auch, wenn man verschiedene Kabel zwischen Laufwerk und Wandler einschleift. Man kann auch unterschiedliche Laufwerke hören. Hierauf im Einzelnen einzugehen, würde aber sicherlich zu weit führen.
Auch bei Abtastratenwandlern bin ich skeptisch. Ich höre eine Veränderung des Audio-Signals, wenn so ein Abtastratenwandler im Spiel ist. Beim PerfectWave DAC (PWD) bieten wir natürlich auch das Upsampeln von 44,1 Kilohertz CD-Daten auf 192 Kilohertz an, mit diversen Zwischenschritten und Bitlängen, aber ich höre am liebsten mit dem, was wir Native Mode nennen, wenn also keinerlei Abtastratenwandlung stattfindet, noch nicht mal von 44,1 auf 44,1 Kilohertz (Re-Clocking), wie das fast jeder andere Wandler macht, sondern wenn das Signal so verarbeitet wird, wie es von der CD kommt. Eine tragfähige technische Begründung kann ich nicht wirklich nennen; ich bin im Grundsatz ein analoger Ingenieur, wir müssten einen meiner Digital-Ingenieure befragen. Die klanglichen Ergebnisse lassen sich in unserem Hörraum jedenfalls nachvollziehen. Das funktioniert aber nur mit der I²S-Verbindung.
Wenn ich zunächst noch einmal zum PWT zurückkommen darf, der zweite Grund, warum wir uns für das DVD-ROM-Laufwerk entschieden haben, ist, dass das Laufwerk nicht auf CDs beschränkt sein, sondern auch für hochauflösenden Formate offen sein sollte. Unser PWT spielt zum Beispiel auch die HRx-Scheiben von Reference Recordings.
Der PWT hat die üblichen Ausgänge: S/PDIF in Koax und optisch sowie AES/EBU. Diese Ausgänge benutzen alle das S/PDIF (Sony/Philips Digital Interface) Format, bei dem vier Signale zu einem einzigen Datenstrom zusammengefasst werden. Master Clock, Word Clock, Bit Clock und schließlich die Musikdaten. Intern arbeitet jedes Laufwerk respektive jeder CD-Player mit dem sogenannten I²S Signal, die Abkürzung steht für Integrated Interchip Sound. Bei diesem Format sind Musikdaten und Datentakt (Clock Signal) voneinander getrennt und können sich nicht gegenseitig beeinflussen. Wir bieten unseren Kunden dieses Datenformat zusätzlich an einem Ausgang an, der mit einer HDMI-Buchse versehen ist. Wohlgemerkt: das Laufwerk liefert keine Videodaten, wir benutzen nur die HDMI-Buchse, weil sie sorgfältig definierte Impedanzen bietet und weil es sehr gute und bezahlbare HDMI-Kabel gibt, die unserer Erfahrung nach besser funktionieren als die üblichen CAT-5 oder -6-Kabel. Über diese HDMI-Verbindung wird das nach Musik und Takt getrennte Signal an den PWD geliefert. Und wenn dieses Signal dann im Native Mode wiedergegeben wird, klingt das nach unserer Erfahrung deutlich besser, als wenn Daten aus dem S/PDIF-Signal heraus gerechnet werden, wie dies bei 99,9 Prozent der anderen Angebote auf dem Weltmarkt der Fall ist. Unsere Kunden können das nachvollziehen, indem sie zwischen dem Native Mode und den verschiedenen Oversampling-Möglichkeiten hin und her schalten.
Unsere Lösung haben wir übrigens auf verschiedenen DIY-Webseiten veröffentlicht, beispielsweise auf diyaudio.com, weil wir es gut fänden, wenn die Audio-Community im Allgemeinen sowie andere Hersteller unsere Idee aufgreifen. Wir glauben, dass dies einen spürbaren Fortschritt bringen würde.
Der PWD hat natürlich einen I²S-Eingang mit der HDMI-Buchse und daneben die „normalen“ Eingänge. Ansonsten ist er ein äußerst sauber gemachter DAC, der zudem auch noch als Vorverstärker dienen kann. Seine Ausgangsstufe ist stark genug, eine Endstufe direkt anzutreiben. Bei sehr langen Verbindungskabeln sollte man allerdings den symmetrischen Ausgang benutzen.
MS: Und das dritte Produkt?
Paul McGowan: Das ist unsere PerfectWave Bridge, die in ein paar Wochen erhältlich sein wird. Wenn ich eben gesagt habe, dass der PWT das schwierigste Projekt war, das PS Audio je unternommen hat – das war gar nichts im Vergleich zu dem, womit wir bei der Bridge kämpfen mussten.
Die Bridge ist eine Schnittstelle, die in einen dafür bereits vorgesehenen Schlitz auf der Rückseite des PWD eingesetzt wird. Über diese Schnittstelle kann der PWD dann mit allem kommunizieren, was an einen Router in einem Netzwerk angehängt werden kann wie Server, NAS, Laptop – egal. Wir benutzen das UPnP (Universal Plug’n’Play) Format. Die Bridge kann Daten bis zu 192 kHz und bis zu 32 Bit verarbeiten.
Die Bridge funktioniert mit jeder UPnP-Software, aber wir sind auch dabei, unsere eigene Software herauszubringen. Als ich angefangen habe, mit iTunes zu spielen, hat es mich geärgert, dass bestimmte Funktionen in iTunes wie das Importieren von Covern zum Teil recht umständlich waren. Und wir haben viele Kunden, erfolgreiche Leute, bei denen es bestimmt nicht an Intelligenz mangelt, die uns sagen, sie haben einfach keine Lust, sich mit Computern und Programmen herumzuschlagen. Sie wollen etwas, das sie nur anschließen müssen, damit es funktioniert.
Keines der auf dem Markt erhältlichen Produkte ist so einfach zu bedienen, wie unsere Kunden es wollen. Es ist vielleicht naiv, aber ich war der festen Überzeugung, dass man das besser machen könnte. Das Ergebnis ist unsere PerfectWave Software, die wir nicht nur unseren Kunden, sondern jedem Interessenten weltweit kostenlos zur Verfügung stellen wollen.
Einfach war es natürlich nicht. Die Entwicklung dieser Software kostete ein Vermögen für ein Unternehmen unserer Größe. Wir haben derzeit 30 fest angestellte Mitarbeiter. Für die Bridge und die Software haben wir ein internationales Team von 12 Spezialisten und Programmierern zusammengestellt, die jetzt zusätzlich in Vollzeit für uns tätig sind.
MS: Wie könnt Ihr Euch es dann leisten, die Software zu verschenken?
Paul McGowan: Wir verstehen das als Werbemaßnahme. Wir hoffen, dass sehr viele Leute unsere Software benutzen werden. Wenn die dann den Namen PS Audio mit etwas nützlichem und gut funktionierendem verbinden, gewinnen wir mittel- und langfristig hoffentlich weitere Kunden für unsere Produkte. Unsere Software ist zur Steuerung jedes Netzwerks geeignet, das auf dem UPnP-Protokoll basiert, also auch für Produkte unserer Mitbewerber. Ich habe hier ein iPad, mit dem ich unsere Software vorführen kann.