Es ist kaum 30 Jahre her, da assoziierte man das Ruhrgebiet mit grauen Landschaften, die den Niedergang der Steinkohleförderung und Stahlerzeugung illustrierten. Mittlerweile ist das Grün zurück gekehrt, neue Gewerbezweige ergänzen die geschrumpfte Montanindustrie. Aufgegebene Zechenbauten und still gelegte Hochöfen werden als Industriedenkmäler geschätzt. Der Charme der Industriekultur zieht nicht nur Touristen an, sondern führt auch dazu, dass die traditionell starke regionale Verbundenheit gefestigt wird. Waren früher industrielle Infrastruktur und Wohnraum nicht nur räumliche und bestimmungsgemäße Gegensätze, so verschmilzt heute die Ästhetik der industriellen Vergangenheit mit dem zeitgemäßen Anspruch großzügigen Wohn- und Arbeitsraumes. Verlassene Fabrikhallen werden zu hippen Lofts, Zechen zu Ausstellungsräumen – und eine alte Malzfabrik zur Heimstätte einer der bemerkenswertesten Adressen deutscher audiophiler Kultur: Holger Steins Lebenswerk, die Firma Steinmusic in Mülheim a. d. Ruhr.
Ein Blick durch das grüne Eingangstor des imposanten Ziegelsteinbaus macht deutlich, dass unter diesem Dach vieles Platz hat. Der erste Eindruck ist kein technischer, Kunst empfängt den Besucher. Hinter den Ölgemälden steht der schöpferische Geist von Gabriele Stein, der Dame des Hauses. Sie ist es auch, die den Überblick über die dicken Aktenordner hinter der Staffelei wahrt, die von 25 Jahren Geschäftstätigkeit zeugen. Gleich nebenan stapeln sich gute Tropfen edlen Weins. Hier hat offensichtlich jemand seine Vorstellung von Lebensqualität verwirklicht und schafft es, Verbindungen zwischen verschiedensten Lebensbereichen organisch bestehen zu lassen.
Erst nach einigen Metern steht zur Rechten eine kleine Glasvitrine mit Produkten des Hauses als Appetitanreger auf all die Schätze, die auf den weiteren Ebenen der Malzfabrik noch auf den Besucher warten. Doch vorerst passiert man noch den Flaschenhals des Bauteilelagers, das garantiert, dass der Käufer noch auf Jahre mit Ersatzteilen seiner Lieblingsgeräte versorgt werden kann.
Die hellen Fenster des Arbeitsbereiches wo der Meister selbst, von Messgeräten umgeben, Hand an die Entwicklung der umfangreichen Produktpalette legt, sind bereits in Sicht, als der Vorwärtsdrang des Besuchers jäh unterbrochen wird:
Eine Katze stellt sich mir in den Weg. Sie erweckt nicht etwa dadurch Aufmerksamkeit, dass sie bloß um die Beine schleicht und einen Katzenbuckel macht. Ihr Auftreten hat etwas Bestimmendes, Forderndes, das durch linkisches hinter dem Ohr kraulen und schmeichelndes Zureden offensichtlich nicht befriedigt werden kann.
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