boulevard/24-03-22_bass
 

Ein Besuch bei Bassocontinuo

22.03.2024 // t2b

Vor einer Woche hatte Mansour Mamaghani, Inhaber der deutschen Bassocontinuo-Vertriebes Audio Reference einige Kollegen von andern Magazinen und mich nach Bergamo eingeladen, um von dort aus den renommierten Rack-Hersteller zu besuchen. Das hat sich allein schon wegen der Einblicke in die Herstellung von Kohlefaserkörpern gelohnt.

Lorenzo Belloli begrüßt Mansour Mamaghani (links) und seine Gäste im Eingangsbereich der Firma
Lorenzo Belloli begrüßt Mansour Mamaghani (links) und seine Gäste im Eingangsbereich der Firma

Gründer und Geschäftsführer der Firma ist Lorenzo Belloli, seine Schwester Paola Belloli ist ebenfalls an der Firma beteiligt, agiert als Finanzchefin und kümmert sich um die Zulieferer. Ich kenne keinen anderen Rack-Hersteller, der ähnlich viel Wert auf das Äußere seiner Kreationen legt wie Bassocontinuo – natürlich ohne ihre klangliche Wirkung zu vernachlässigen. Warum das so ist und woher der Name der Firma kommt, erklärt Lorenzo Belloni gleich selbst. Aber erst noch einmal kurz zum Design: Um seinen fünf Modellreihen ein möglichst unterschiedliches Aussehen zu verleihen, verlässt sich Lorenzo Belloli nicht wie in der Aufbauphase der Firma auf seine eigenen Eingebungen, sondern kooperiert ab 2018 mit den Architekten Marco Acerbis, dem Design-Team von Lanzillo & Partner und für die Revolution-X-Reihe mit dem österreichischen Designer Christoph Nussbaumer. Als wären deren Schöpfungen nicht schon übergenug, betreibt Bassontinuo auch den sogenannten Tailoring Serving „B by Bassocontinuo“, der es Kunden ermöglicht, aus einer fast unüberschaubare Fülle von Lackfarben, Lederbezügen und Holz- sowie Metall- und Steineinlagen für die Regal-Böden ihr jeweiliges Traum-Rack maßschneidern zu lassen. Für die perfekte Bearbeitung der so unterschiedlichen Werkstoffe bedarf es natürlich erfahrener und hochspezialisierter Zulieferer, von denen ich Ihnen einige in einer Bilderserie näher vorstellen werde. Leider war es in der Firma, die die Kohlefaserkomponenten für die Racks produziert, nicht erlaubt, eigene Aufnahmen zu machen. Daher haben wir ganz gegen unser Gewohnheit hier auf Herstellerfotos zurückgegriffen. Doch nun zum kurzen Interview mit Lorenzo Belloli.

Dort steh auch dieses komplett nach Kundenwünschen gefertigte Rack, das auf der Reference Line basiert
Dort steh auch dieses komplett nach Kundenwünschen gefertigte Rack, das auf der Reference Line basiert

Dirk Sommer: Lorenzo, wie war Dein Weg ins HiFi-Geschäft?
Lorenzo Belloli: Das ist eine lustige Geschichte. 2007 hatte ein sehr guter Freund von mir eine Anlage der Einsteigerklasse mit Denon Vollverstärker und CD-Player und er entschloss sich, neue Komponenten zu kaufen: Verstärker und CD-Player von Primare. Ich erinnere mich, dass diese Komponenten damals auf Ikea Tischchen standen. Vor allem der Verstärker war aber zu schwer dafür, so dass sich das Tischchen zu Seite neigte, als er den Verstärker daraufstellte. Also bat er mich, ihn in alle drei Hifi-Läden zu begleiten, die wir damals in dieser Gegend hatten, um ein Rack für seine Anlage zu finden. Wir besuchten alle drei Läden, einen anderen in Mailand und einen weiteren in der Provinz in der Nähe von Cremona. Aber alle Racks dort waren billig, häßlich und ohne jegliche Technologie. Ich habe damals mehr als Scherz gesagt, ich kann ja versuchen, ein Rack für dich zu entwerfen, einfach so für deine private Verwendung. Da es in der Gegend eine Menge Schreinereien und kleine Industriebetriebe gibt, war es einfach, alle Materialien und so weiter zu finden. Also machte ich es, ja sogar zweimal: ein Exemplar für ihn und eines für mich. Und ich fand sie waren nicht so schlecht. Doch als ich weiter darüber nachdachte, nahm ich einige Veränderungen an diesen Prototypen vor. Zu dieser Zeit, 2007 und 2008, gab es eine sehr wichtige Hifi-Show in Mailand: Die Top Audio Show war zu der Zeit die zweitgrößte Messe in Europa. Weil ich davon überzeugt war, dass mein Produkt sehr gut gemacht war, habe ich bei der Top Audio Show angefragt, ob ich einen kleinen Stand bekommen könnte, um den Besuchern meine Entwicklung zu präsentieren. Ungefähr zwei oder drei Wochen vor der Show fand ich eine sehr kleine Fläche, zehn Meter lang und einen Meter tief, also wirklich ein kleiner Stand, um zwei oder drei der Prototypen zu zeigen. Während der Show stießen wir auf sehr viel Interesse. So begann ich etwas später im September, Oktober 2008, einige wenige Stücke zu verkaufen. Im Dezember desselben Jahres entschloss ich mich, bei der High End dabei zu sein. So nahmen wir im Mai des folgenden Jahres mit einem sehr kleinen Stand and der Messe teil, wo wir unsere Produkte zeigten. Während der High End fanden wir auch unsere ersten drei, vier kleinen Vertriebe. Mit unserem kleinen Stand bekamen wir 2009 unseren ersten deutschen, französischen, schweizer und – und wenn ich mich recht erinnere – auch chinesischen Vertrieb. 2009 begannen wir dann offiziell unser Geschäft. Ganz zu Anfang war es ziemlich hart. Wir hatten wenige Aufträge, geringe Stückzahlen. Aber in der Zwischenzeit entwickelte ich neue Produkte. 2013 hatten wir dann zwei Produktlinien und Mansour rief mich an und fragte, ob er für die Show im kommenden Jahr ein paar Racks von mir bekommen könnte. So stellten wir 2014 in seinem Raum aus. Das war dann eigentlich der wirkliche Start in unser Geschäft. Es ist wirklich etwas ganz anderes, im Raum von Audio Reference auszustellen. Da fanden wir dann die ersten großen internationalen Vertriebe. Von einer Garagenfirma brachten wir es in ein paar Jahren zu Vertrieben in 52 Ländern.


  • Interview mit Jean-Pascal Panchard – Teil 1

    Als ich im Juli darTZeel in der Nähe von Genf besuchte, machte ich auch einen Abstecher nach Vetroz, wo Jean-Pascal Panchards Lautsprecher-Manufaktur Stenheim beheimatet ist. Vor mehr als sieben Jahren hatte mich seine Alumine Five in meinem Hörraum begeistert. Für Anfang nächsten Jahres ist die ausgiebige Beschäftigung mit der Five SX geplant. Natürlich war ich neugierig darauf zu sehen, wie groß die Fertigungstiefe bei Stenheim ist: Zwar werden die Chassis zugekauft, aber von den Herstellern…
    21.11.2024
  • Statements in High Fidelity | Polish Edition 2024

    Wenn es um die Statements in High Fidelity geht, teilen Wojciech Pacuła und ich uns die Arbeit. Es hat sich eingespielt, wer die Ankündigung in seiner Sprache und dann die englische Übersetzung formuliert, wer die Einladung für die Gewinner schreibt und wer die Preise in Auftrag gibt. Den Bericht über die Feier verfasst traditionell mein Kollege: „Diesmal gingen die Preise an Jark Waszczyszyn für seinen CD-Player Ancient Audio Lektor Joy und an MSB Technology, in…
    04.11.2024
  • Statements in High Fidelity | Polish Edition 2024

    Das Magazin meines Kollegen Wojciech Pacuła, highfidelity.pl, und hifistatement.net zeichnen zu den Messen in München und in Warschau schon traditionell jeweils eine Komponente aus, die uns im vorausgehenden Halbjahr begeisterte. Im Mai hätten wir fast versäumt, die Preisträger vor der High End zu nennen, diesmal sind wir lieber etwas früher dran. Bei der Bekanntgabe der Gewinner für die Deutsche Ausgabe der Awards konnten Sie an dieser Stelle lesen: „Wojciech Pacuła kann es einfach nicht lassen.…
    30.09.2024
  • Interview with Monsieur Delétraz aka darTZeel – part 2

    A week ago, the focus here was on the professional career of the darTZeel founder and the circuitry features of his patented output stage. This week, we will discuss the company's employees, upcoming new devices, the special darTZeel 50-Ohm connection and Hervé Delétraz's musical preferences. Dirk Sommer: Since when have you been able to make a living from your hi-fi company? Hervé Delétraz: Only very recently! From about 2010, it took quite a long time…
    27.09.2024
  • Interview with Monsieur Delétraz aka darTZeel – part 1

    Even before the High End, I had planned to review darTZeel's NHB-18S and NHB-108 pre/end amplifier combination. In the showroom, I asked company founder Hervé Delétraz about the technical details of his creations. He suggested that we talk about it in detail at the company headquarters and in his private listening room near Geneva. In the first half of July, the time had come: we visited darTZeel in Plan-les-Ouates. The company is based there in…
    20.09.2024
  • Erlkönig: Wilson Benesch Tessellate Ti-S

    Der deutsche Wilson-Benesch-Vertrieb hatte erfreulicherweise ein Einsehen mit dem Autor, der – wenn es um hochkarätige Komponenten geht – trotz über 30 Jahren in der Branche hin und wieder immer noch zu leichter Ungeduld neigt: Krey Baumgartl hat den britischen Hersteller dazu gebracht, ihm respektive mir schon einmal eine Vorab-Version des Tonabnehmers zugänglich zu machen, obwohl die Serienmodelle noch einen letzten Feinschliff erhalten. Auch wenn eines davon Ende September in Gröbenzell eintreffen soll, braucht es…
    13.09.2024

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.