Der erste Höreindruck fiel zugunsten der Air Tight aus. Warum? Nach einer längeren Hörpause in diesem meiner beiden Musikzimmer und nach Beginn der kalten Jahreszeit war das komplette Setup, vor allem die Vollbereichsbändchen unterkühlt und es dauerte eine gute Stunde, bis die Raumtemperatur und auch die Materialien sich auf einen probaten Wert stabilisiert hatten. Der Air Tight hatte dieser Auftritt in der Kälte weit weniger zu schaffen gemacht als den noch nicht eingespielten OTL. Zwei Wochen später sprach ich mit Dr. Schwäbe darüber auf dem Analog-Forum in Krefeld, wo die inzwischen retournierten OTL musizierten. Herr Dr. Schwäbe war erfreut, dass ich die Endstufen so gut eingespielt hatte. Dies bemerkte er an der Kürze der Erwärmungsphase und am schnellen Erreichen der maximalen Musikalität. Es sei so, sagte er mir, dass, je älter die Verstärker würden, diese Phase stetig kürzer würde. Bei meinem Hörtest waren wir da leider erst am Anfang. Beim Wechsel auf die Air Tight hatten die OTL schon mehr als eine Stunde die Bändchen erwärmt. Das Klangbild mit den Air Tight war gefällig runder und übertrug mehr Grundtonwärme. Vor allem bei klassischer Musik wie der „Nussknacker-Suite“ mit Seiji Ozawa und dem Orchestre De Paris, einer tendenziell schlanken Aufnahme, war dies deutlich. Jedoch nicht lange. Als nach knapp zwei Stunden korrekte Verhältnisse in meinem Hörraum eingetreten waren, blühten die EternalArts OTL auf, und zwar in einem Maße, wie ich es nicht für möglich gehalten hätte. Ihr Klangbild blieb schlanker als das der japanischen Röhren-Endstufen. Die OTL glänzten mit einem enorm exakten Grundton und Tiefbass. Sie machten den Eindruck, als könnten Sie noch Etliches mehr in den tiefen Lagen, nur der Dipol-Lautsprecher schien sie zu limitieren. Kontrabässe surrten und schnarrten, wenn die Jazz-Virtuosen das so wollten, und auch dynamisch ließen die Hannoveraner nichts liegen. Richtig faszinierend war aber das, was sich in den hohen Frequenzbereichen ereignete. Da gingen die Air Tight im Vergleich derart unter, dass ich zu meinem Freund, der mich durch diese erste Hörsession begleitete, spontan sagte: „Da müssen wohl mal neue Röhren rein!“. Die Auflösung, die Nuancierung, die Leichtigkeit der OTL war klar überlegen. Das vermittelte neue Dimensionen. So hörten wir uns mit viel Vergnügen bald nur noch mit den OTL durch etliche CDs, Highres-Musik von Qobuz und Highres-Dateien von der Festplatte. Die OTL haben uns überzeugt.
Bei so viel Musikalität stellt sich die Frage, weshalb dieses Prinzip so wenig Beachtung findet. Gut, unsere Testkandidaten sind teuer, aber es gibt ja auch eine preisgünstigere Stereo-Endstufe im Angebot von EternalArts. Und überhaupt, auch andere Röhrenendstufen kosten, wenn sie gut klingen sollen. An meinen Analysis Audio hatten die OTL wegen deren unproblematischem Impedanzverlauf, technisch betrachtet, leichtes Spiel. Also musste ich den OTL noch anders auf den Zahn fühlen, und zwar an schwierigeren Lautsprechern. Nicht allzu weit entfernt wohnt ein Freund mit einer bemerkenswerten Anlage in einem fantastischen Hörraum in einem alten Schloss-Gemäuer. Er sammelt, restauriert und hört audiophile Elektronik-Leckerbissen vergangener Jahrzehnte. Als Lautsprecher steht am Ende seiner Audio-Kette ein Paar Bowers & Wilkens 800 Series 1. Die sollten für die OTL einen weitaus schwierigeren Gegner darstellen – zudem ihr Eigner durchaus auch manchmal ein Liebhaber höherer Pegel ist.