Jürgen Saile: Ashizawa San, nach dem Tod von Hiroyasu Kondo wurden Sie Präsident der Firma. Kondo ist eine traditionsreiche Firma, werden wir nun mit Veränderungen rechnen müssen?
Masaki Ashizawa: Zunächst muss ich korrigieren, ich war bereits zwei Jahre vor dem Tod von Kondo San Präsident der Firma. Kondo San war schwer erkrankt und hatte bereits zwei Jahre vor seinem Tod die Geschicke der Firma an mich übergeben. Es ist in Japan sehr ungewöhnlich, die eigene Firma an eine fremde Person zu übergeben, insbesondere, wenn man selbst einen Sohn in der Familie hat. Trotzdem blieb Kondo San der geistige Lenker, er war mein Lehrer. Aus diesem Grunde werden wir die Firma in seinem Sinne auch weiterführen. Lediglich was Qualität anbelangt, werden wir versuchen, diese immer weiter zu verbessern.
JS: Kondo San hat als erster Silber für den Audiobereich entdeckt und verwendet. Mittlerweile gibt es mehrere Hersteller, die ebenfalls Kondensatoren und Spulen aus Silber anbieten. Entsprechen diese immer noch nicht den Ansprüchen von Audio Note jp.?
MA: Diese Frage ist ein bisschen tricky, es liegt nicht nur an dem Silbermaterial alleine, sondern auch wie dieses eingesetzt wird. Bei unseren Silberkabeln und Kondensatoren ist natürlich die Konstruktion ebenso wichtig. (Hier greift der Marketingleiter in das Gespräch ein) Masaki ist ein sehr höflicher Mensch, deshalb möchte ich die Frage beantworten: wir sind mit den angebotenen Produkten nicht sehr zufrieden, aber er kann das nicht so sagen. Es gibt mittlerweile sehr gute Produkte, aber an tonal kritischen Stellen wollen wir diese nicht einsetzen. Deshalb machen wir uns die Mühe, diese selbst herzustellen, obwohl unsere Produktionskapazitäten sehr begrenzt sind; wir können maximal 50 Verstärkereinheiten pro Jahr bauen. Und jeder Verstärker enthält vier bis sechs Silberfolienkondensatoren, das sind bei Monoblöcken über 400 Kondensatoren pro Jahr, die manuell gewickelt werden müssen. Wir machen diese Arbeit sicher nicht, weil wir Geld sparen wollen. Wir haben sehr hohe Qualitätsansprüche, die vom Gründer der Firma festgelegt wurden.
JS: Wie viele Angestellte haben Sie?
MA: Außer mir sechs. Sie sind sehr vielseitig begabt und haben deshalb auch verschiedene Aufgaben.
JS: Bei den Netztransformatoren benutzen Sie auch Fremdfabrikate, beispielsweise Tango?
MA: Nicht grundsätzlich, die hier vorgestellte Endstufe Kagura enthält ausschließlich eigene Transformatoren. In jedem Fall werden Ausgangs-Transformatoren und Chokes selbst hergestellt. Wir haben sehr gute Beziehungen zu dem Entwickler der Tango-Transformatoren, der uns bei der Entwicklung eigener Netztrafos unterstützen kann. Allerdings gibt es hier enorm viele Sicherheitsbestimmungen, so dass es – bei unseren begrenzten Kapazitäten – günstiger ist, die Netztrafos von ISO Tango nach unserem Design bauen zu lassen. Bei den Ausgangstransformatoren haben wir einen Mitarbeiter, der das beste Fachkönnen hat, unsere Trafos zu wickeln. Er ist weltweit der Beste!
JS: Ashizawa San, sie sind der Chefdesigner; wenn sie ein neues Produkt entwickeln, wie den neuen Lautsprecher Biyura. Geben Sie die dann komplette Entwicklung vor oder haben Sie Spezialisten für einzelne Bereiche, wie Chassis, Weiche, Gehäuse?
MA: Die Entwicklung liegt primär in meinen Händen. Ich werde natürlich unterstützt von Mitarbeitern, die Zeichnungen machen, oder den Kontakt zu den Zulieferfirmen halten. Dies sind aber alles nur untergeordnete Tätigkeiten.
JS: Was ist so speziell an diesem Lautsprecher?