Da drehe ich die Scheibe lieber um und genieße Dave Hollands Interpretation der Miles-Davis-Komposition „Solar“, eine rasend schnelle Folge tiefer Noten, die Massimo und Co. bestens differenziert und mit einer Fülle an Details wie etwa Griffgeräuschen rüberbringen. Die Platte muss ich nicht allzu lange nach ihrer Einspielung erworben und auch häufig mit Arm/System-Kombinationen abgespielt haben, die zum damals studentischen Budget, nicht aber zu High-End-Ansprüchen passten. Es knistert und knackt hin und wieder zwar vernehmlich, was aber nichts daran ändert, dass der gestrichene Bass etwa in „Flurries“ herrlich knarzt und vor Energie nur so strotzt. Die tieffrequenten Böen verwehen eine schelle Folge von Flageoletts im dezenten Hall des Raumes: Tamimo und der Rest des Trios lassen auch in Sachen Detailverliebtheit und Hochtonenergie nicht anbrennen. Ja, Transrotors Tonabnehmer begeistert mich in diesem Umfeld genauso, wie vor fast zwei Jahren im Thales Simplicity oder im Aquliar. Aber es sollte mich ja nicht überraschen, dass Jochen und Dirk Räke es als langjährige Vertriebspartner von SME verstehen, für den Fünfer eine nahezu ideale Plattform zu entwickeln.
Weil es so schön war, mache ich gleich mit einem ECM-Solo-Album weiter. Aber keine Angst: Dass hier nur eine Person aktiv ist, heißt keinesfalls, dass auch diesmal nur ein Instrument im Mittelpunkt steht. Auf Blue Sun, ECM 1250, ist Ralph Towner an der klassischen und der 12-saitigen Gitarre, am Flügel und am Prophet 5 Synthesizer zu hören, ja, und zusätzlich auch noch auf dem Waldhorn und dem Cornet sowie mit diversen Perkussionsinstrumenten. Die Studiotechnik macht's möglich, dass er auf einigen der sieben Eigenkompositionen wie eine hart groovende Combo klingt. So macht mein Lieblingssong auf dieser Scheibe, „C.T. Kangaroo“, schnell klar, dass die beiden Transrotors und der SME auch rhythmisch nichts anbrennen lassen. Das Tamino bezaubert mit satt schillernden Klangfarben und beweist eine Detailverliebtheit, die nie ins Helle oder Analytische kippt. Das hohe Auflösungsvermögen macht auch eine so dichte Komposition wie „Wedding Of The Streams“, wo sich Synthesizer-Sounds, Glocken – auch aus dem elektrischen Klangerzeuger? – und Gitarrenmelodien umspielen, zu einem Hochgenuss.
Aber ich möchte Sie nicht damit langweilen zu schildern, mit welchem Genuss ich eine Reihe meiner Lieblingsscheiben auf dem Massimo gehört habe. Um die Qualitäten des Laufwerks besser einschätzen zu können, habe ich meinem SME V auf den Brinkmann LaGrange gebaut und anschließend darin das Transrotor Tamino justiert. Jetzt kann ich innerhalb von eine paar Minuten den Tonabnehmer zwischen dem Fünfer auf dem Massimo und dem Fünfer auf dem LaGrange tauschen. Auf dessen Teller liegt Albeniz – Frühbeck De Burgos Suite Espangnola, deren „Asturias“ für jede Kette eine Herausforderung darstellt: Die mächtigen, messerscharfen Bläsereinsätze und Paukenschläge dürfen die Raumillusion, die die lebendigen – oder leicht nervösen – Streichergruppen zuvor aufgebaut haben, nicht zusammenbrechen lassen. Das geschieht, wie ich weiß, beim LaGrange nicht. Im auf dem Massimo montierten SME V begeistert das Tamino mit einem noch etwas größeren Raum, einem Hauch mehr Farbe im Klangbild und minimal mehr Druck im Tiefbass: Tamino und SME fühlen sich auf dem Transrotor noch eine Spur wohler als auf dem Brinkmann – zumindest bei dieser Scheibe.
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