Die Stirling Broadcast ist für den Betrieb mit Abdeckungen entwickelt worden. Und tatsächlich hängen diese so dermaßen fest, dass man Angst um das Furnier des Gehäuses bekommt, wenn man die Abdeckungen raushebelt. Am besten, man entscheidet sich dauerhaft für eine Variante und fasst die Dinger nicht mehr an. Als Ständer kann man, wenn man im klassischen Kontext bleiben möchte, leichte Vierkant-Stahlrohr-Konstruktionen nehmen oder die vom Vertrieb angebotenen Rollenständer, die sich an den in den Studios gebräuchlichen Untersetzern orientieren. Dort Mittel zum Zweck, um die Lautsprecher mal eben aus dem Weg fahren zu können, vermitteln die neuen Kreationen auch im Wohnzimmer einen wertigen und durchaus auch praktischen Eindruck. Die Rollen kann man übrigens feststellen, um ein versehentliches Verschieben der Lautsprecher zu verhindern.
Die Aufstellung ist relativ einfach. Bei einem Mindestabstand von 80 Zentimetern von Seiten- und Rückwand und einer Basisbreite von ungefähr drei Metern winkelt man die Stirling Broadcast so ein, dass sie am Kopf des Hörers außen vorbeistrahlen. Bei einem Hörabstand von zweieinhalb bis dreieinhalb Metern rastet die Wiedergabe ein, der Sweet-Spot ist dabei auf einen relativ kleinen Rahmen begrenzt. Es lohnt sich, etwas mehr Zeit mit der Suche nach der perfekten Positionierung im Raum zu verbringen. Ist diese gefunden, verschwinden die Lautsprecher akustisch komplett. Und wie klingt diese Mischung aus Old-School-Konstruktion mit modernen Zutaten nun? Wer die alten Monitore dieser Bauart kennt, fühlt sich gleich wie zu Hause. Völlig klar, offen und neutral wird der Mitteltonbereich aufgefächert, kleinste Details völlig selbstverständlich in den musikalischen Kontext eingebettet. Die Ortbarkeit ist hervorragend, die Stabilität der Abbildung auch. Mit einer Lässigkeit werden auch übel verzwickt verschachtelte Klangstrukturen entschlüsselt, in ihrer Essenz herausgearbeitet und präsentiert. Und das auch noch in der richtigen Größe. Dazu kommt eine wunderbare Plastizität und genau der richtige Grad an Fülle. Dies können Lautsprecher anderer Bauart zwar auch, aber bei den SB-88 geht das ohne jede Betonung oder auch nur einen Anflug von Lästigkeit. Im Vergleich zu ihren Ahnen braucht sie für dieses Kunststück auch nicht die Analytik der alten Rogers Studio 1 oder den betonten Mitteltonbereich der Spendor BC1. Man merkt einfach, dass moderne Chassis aus einem alten Konzept doch noch etwas herausholen können.
Beeindruckend ist die Ruhe und Souveränität, die die Lautsprecher ausstrahlen, wenn sie den Raum komplett mit Musik befüllen. Ist die Lautstärke noch im vertretbaren Rahmen und das Programmmaterial besteht nicht aus Bässen, die sonst ein Subsonicfilter ausradieren würde, klingen sie einfach nur „echt“. Das bedeutet nicht zwangsläufig richtig – was immer das ist –, aber vermittelt diesen authentischen Eindruck eines Liveauftrittes. Hier liegt auch die besondere Stärke bei der Wiedergabe live aufgenommener Musik, am besten akustischer Natur. Klavier und Solostimmen sind ein Hochgenuss. Der musikalische Fluss wohl nur schwer zu toppen. Auch kleine bis mittelgroße Jazzensembles, gezupfte Bässe jeder Art und Chöre werden eindringlich authentisch wiedergegeben, dabei mit viel Luft und realistischer Größe. Stimmen würde ich manchmal einen Schuss mehr Artikulation und Pep wünschen, was bei präsent aufgenommenem Gesang auch ein Segen sein kann. Ein ausgesprochenes Gefühl für Feindynamik und Nuancen machen gute Aufnahmen zu einem Erlebnis. Auch schlechte Aufnahmen werden über die SB-88 durchaus genießbar, der verzeihende Charakter kommt hier zum Tragen zusammen mit den zwar sehr gut aufgelösten, aber auch leicht gerundeten Höhen. Diese strahlen zwar ganz wunderbar, aber niemals vorlaut oder anstrengend. Zackig und schnell ist die Stirling Broadcast tatsächlich nicht, und auch Grobdynamikattacken mag sie nicht ganz so gern. Ein Orchester oder eine Bigband mit voller Wucht kann sie allein bauartbedingt nicht in die heimischen vier Wände stellen.
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