Wenn NAD eine digitale Verstärkergeneration auf den Markt bringt, ist das natürlich für sich schon eine Nachricht. Wenn eines der neuen Geräte den Namen eines berühmten Urahns trägt, absolut bemerkenswert.Der Vollverstärker D3020 für 500 Euro ist der Vorreiter kleiner Geräte, die den sich verändernden Hörgewohnheiten mit ihrer Konzentration auf fast ausschließlich digitale Quellgeräte Rechnung tragen.
Aber warum bloß 3020? Was bürdet sich NAD damit auf? Wenn es ein Gerät gibt, das den Ruf der Firma begründet hat und das sicher nicht abgehobene Design, das das Erscheinungsbild der Marke auf Jahre prägte, salonfähig machte, ist es der kleine Vollverstärker 3020, der Ende der 70-er auf den Markt kam. Obwohl nach heutigen Maßstäben aufgrund der Optik nicht mehr wirklich vermittelbar, war dieser kleine Verstärker mit seiner reduzierten Schaltung, dem pragmatischen Design, praxisgerechter Ausstattung und dem unverschämt neutralen, schnörkellosen Klang für den aufgerufenen Preis eine kleine Sensation. Die wenige Leistung reichte damals aus, um auch an schwierigen Lautsprechern richtig Druck zu veranstalten. Er wurde in unmöglichen Anlagenkonfigurationen verbaut und selbst im Kreise elitärer High-Ender konnte man sich mit dem Ding blicken lassen und erntete wohlwollendes Nicken. Mit anderen Worten, das ganze Konzept war richtig modern und zukunftsweisend. NAD selbst spielt in jeder Broschüre, Werbung und Produktinformation mit dem Vergleich zwischen D3020 und 3020 herum und unterstellt dem D3020 ähnliches Potential in Bezug auf Technik und zukünftige Bedeutung.
Schauen wir uns das Ganze doch mal näher an. Damit er sich auch optisch von den klassischen Geräten abhebt, bekommt der D3020 eine eigene Formensprache mit auf den Weg. Aufrecht stehend mit einem Drehregler oben an der schmalen Front und nur zwei Soft-Touch-Bedienelementen auf der Oberseite. Mit dem einen wird der Verstärker aus dem Stand-By geweckt, der andere erledigt die Quellenwahl, die auf der Front durch Leuchtschrift angezeigt wird, dazu eine Aussteuerungsanzeige in 20 Dezibelschritten – das war's. Zumindest der Eindruck des Puritanismus weckt durchaus Erinnerungen an den legendären Vorgänger.
Aber da ist ja noch mehr. Auf der Front kann ein Kopfhörer mittels 3,5 Millimeter Klinkenanschluss betrieben werden. Dafür gibt es einen eigenständigen Verstärker. Noch was? Klar, die kleine Schachtel birgt doch noch einiges an Geheimnissen, die man auf den ersten Blick gar nicht vermutet: einen Subwooferausgang mit integriertem Hochpass und den inzwischen klassischen NAD Bass EQ. Ein Filter, das um 80 Hertz den Schalldruck ohne Phasendrehung um 7 Dezibel erhöht, was besonders kleinen Regallautsprechern zu zusätzlichem Schub verhelfen soll. Dieser wird über einen etwas versteckten Druckschalter auf der Rückseite aktiviert. Genau genommen ist der D3020 gar kein Digitalverstärker, sondern eine Class-D-Endstufe. Es gibt weiter zwei analoge Hochpegeleingänge und diverse digitale. Die Lautstärke wird über einen Drehschalter ohne Begrenzung an einen Controller weitergegeben, der auch die Umschaltung realisiert. Einen harten Netzschalter gibt es nicht, der Verstärker verbraucht lediglich 0,5 Watt, wenn kein Signal anliegt. Trotzdem hätte ich gern einen.
Digitales erhält Eingang entweder über einen asynchronen USB-, Toslink- oder koaxialen Digitaleingang. Verarbeitet wird das Tonmaterial mittels Wandler von Cirrus mit bis zu 24 Bit und einer maximalen Auflösung von 192 Kilohertz. Nicht sichtbar der Blue-Tooth-Adapter, der die Datenspeisung wireless von einem Smartphone oder Ähnlichem erlaubt. Ein paar Lautsprecher können mittels sehr hochwertig ausgeführter Schraubklemmen verbunden werden, die auch Bananenstecker aufnehmen. Und mit dieser Vielfalt wird es dann auch langsam eng auf der Rückseite des D3020. Meine momentan bevorzugten Supra-Lautsprecherkabel haben Kabelschuhe, und da passte der Cinchstecker zum Digitaleingang gerade noch so dazwischen durch. Beim Design der Class-D-Endstufe hat NAD auf Module von hypex aus den Niederlanden zurückgegriffen beziehungsweise baut diese in Lizenz selbst. Diese stehen im Ruf, auch niederohmige Lasten zu treiben und durch den niedrigen Innenwiderstand im Ausgang – Stichwort Dämpfungsfaktor – besonders kontrolliert im Bassbereich zu klingen.
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