Es war damit zu rechnen, dass das Lyra Etna, der Nachfolger des erfolgreichen Titan i, kurz nach seiner Vorstellung nicht gleich in großen Stückzahlen verfügbar sein würde. Aber auch jetzt noch bekommt Thomas Fast, der Chef des deutschen Lyra-Vertriebs, nicht so viele Etnas, wie er verkaufen könnte. Deswegen hat er uns sein privates, bestens eingespieltes Exemplar kurzzeitig überlassen
Das Etna nimmt hinter dem famosen Atlas – für mich der Tonabnehmer, der dem Ideal der klanglichen Wahrheit dank Spitzenleistungen in allen Disziplinen am nächsten kommt – den zweiten Platz in der Hierarchie von Lyra ein. Besonders interessant macht das Etna, dass Jonathan Carr es nach dem Spitzenmodell entwickelte, also auf die darin verwendete Technologie zurückgreifen konnte und in der Zwischenzeit noch weitere Erkenntnisse sammeln konnte. Trotz der Vorgabe, das Etna preislich unter dem Atlas anzusiedeln, muss es also keinesfalls schlechter sein. Beim Etna setzt Jonathan Carr wie beim Topmodell auf Asymmetrie beim Systemkörper, kontrolliert die Resonanzen aber nicht nur durch Hartmetallzylinder im Titankorpus, sondern durch einen Materialmix aus Titan, Duraluminium, Bronze und Edelstahl. Beibehalten wurde auch die reduzierte Kontaktfläche zum Headshell, die für einen höheren Anpressdruck und damit für eine effektivere Resonanzableitung sorgen soll. Natürlich kommt das New-Angle-Konzept zur Anwendung, bei dem asymmetrische Front- und Rückdämpfer dafür sorgen, dass sich der Nadelträger in der Ruhelage nicht im Zentrum des Magnetfeldes befindet, sondern dort erst seinen Platz einnimmt, wenn die Nadel in der Rille läuft und die Auflagekraft wirkt.
Der Nadelträger aus Diamant beschichtetem Boron ist bei den großen Lyras schon seit Jahren Standard und auch bei den Spulen setzt man seit geraumer Zeit auf hochreinen Kupferdraht. Zwei Lagen davon sind beim Etna auf den kreuzförmigen Spulenträger aus auf chemische Art von Verunreinigungen befreitem Weicheisen gewickelt. Das Kreuz bringt weniger Masse mit sich als ein quadratischer Spulenträger, besitzt daher eine bessere Impulswiedergabe und garantiert auch eine bessere Kanaltrennung. Aber erst das vom Atlas übernommene hocheffektive Generator-System ohne Joch und mit zwei Scheibenmagneten erlaubt den Verzicht auf den prinzipiell leistungsfördernden quadratischen Spulenträger. Mit einer Ausgangsspannung von 0,56 Millivolt bei fünf Zentimetern pro Sekunde bei einem Innenwiderstand von lediglich 4,2 Ohm steht der Generator des Etna dem des Atlas in nichts nach.
Größtes Augenmerk legte Jonathan bei ersterem auch wieder auf die Ableitung der bei der Rillenabtastung entstehenden Resonanzen. Dazu wird die Nadelträger-Einheit mit ihrer kurzen Einpunkt-Aufhängung über eine Messerkanten-Befestigung unter hohen Druck mit dem Systemkörper verbunden. Das war beim Atlas nicht anders. Die einzigen Stellen, an denen beim Etna der Rotstift angesetzt worden sein kann, ist demnach die Gehäusekonstruktion, die gewiss auch einen beträchtlichen Anteil zum Klang beiträgt. Jonathan Carr gehört erfreulicherweise nicht zu den Entwicklern, die in ihrer Modellpalette nur ein einziges Klangideal verfolgen. So hat er dem für damalige Verhältnisse sehr neutralen und sachlichen und dabei dennoch dynamischen und spannenden Titan (i) das deutlich emotionalere und auch minimal euphonische Olympos gegenübergestellt – für mich auch heute noch eine seiner Glanzleistungen. Ab einem gewissen, sehr hohen Niveau bot er dem Analog-Liebhaber bisher immer eine klangliche Alternative, bei der es müßig war, über besser oder schlechter zu sprechen. Da ging es letztlich um Geschmacksfragen.
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