Sah es eine Zeitlang so aus, als läge die Zukunft von Hifi in China, bekommt der Markt jetzt unerwartet Zuwachs aus europäischen Regionen, die bisher nicht für interessante Geräte bekannt waren. Heute mal ein Plattenspieler aus Serbien.
Auch wenn man mit Belgrad und Serbien nicht spontan Plattenspieler in Verbindung bringt, freut man sich über die Neuheit. Zum einen bereichert das immer breiter werdende Angebot aus Ost- und Südosteuropa den Markt natürlich mit spannenden Neuerungen, zum anderen scheint es ein gutes Zeichen zu sein, wenn in Ländern mit einer krisenreichen Vergangenheit wieder über hochwertige Musikwiedergabe nachgedacht wird. Die noch junge Firma Soulines hat sich bis zur Produktion eines eigenen Plattenspielers vorrangig mit dem Verfeinern bereits bestehender Konkurrenzprodukte beschäftigt. Das aktuelle Angebot umfasst insgesamt drei Laufwerke, die in Deutschland und der Schweiz exklusiv von hifi12a aus Lotte-Versen vertrieben werden. Der zum Test angereiste Dostoyevsky DCX ist das kleinste Modell und steht für 1900 Euro in der Preisliste. Dass die Macher von Soulines nicht abgeguckt haben können, sondern eigene Ideen umgesetzt haben, zeigt der erste Blick auf den übrigens sehr gut eingepackten Plattenspieler. Zwar wird das Rad – gerade bei Plattenspielern kaum mehr möglich – nicht noch einmal neu erfunden, aber eigenständig ist das schon. Die Zarge oder besser der Korpus besteht aus zwei Teilen. In einer schmalen Einheit ist der Motor samt Steuerung, Ein-/Ausschalter und Geschwindigkeitswahl untergebracht. Dieser ist, genauso wie die Teller und Armboard tragende Haupteinheit, aus drei Lagen 20 Millimeter Birke-Multiplex, das sandgestrahlt und satiniert wurde, zusammengeleimt. Nebeneinander gestellt ergibt sich eine fast klassische Plattenspieler-Optik, aber mit akustisch völlig voneinander getrennter Motor- und Haupteinheit.
Eine sehr schöne Lösung, mir sind neben dem Laufwerk stehende Motoreinheiten meist zu ausladend. Beide Einheiten stehen auf kleinen Gummifüßen und passen nebeneinander perfekt auf mein Wandregal. In der Haupteinheit, die von unten mit Fräsungen versehen ist, ist ein invertiertes Kugellagerlager mit Messinglaufbuchse im Edelstahlgehäuse mit Delrin-Lagerspiegel verschraubt. Die Oberseite des Lagers mündet oben in den Plattendorn zur Aufnahme der LP, der 2,6 Kilogramm schwere Teller aus PET wird auf das Lager gestülpt. Als Antrieb kommt ein elektronisch geregelter Gleichstrommotor, wie sie heute immer mehr in Mode kommen, zum Einsatz. Gespeist wird dieser von einem Steckernetzteil, das leider immer eine rote Leuchtdiode leuchten lässt. Na gut, eigentlich egal, wenn hinter dem Regal. In Schwung gebracht wird die Fuhre mit einem geschliffenen Rundriemen, der von einem Aluminiumpulley auf Touren gebracht wird. Der Abstand zwischen den beiden Einheiten wird spielend leicht und schnell mit einer beigelegten Schablone eingestellt.
Fertig. Nein, natürlich nicht. Um einen spielfertigen Plattenspieler zu bekommen, braucht man ja auch einen Tonarm. Hier kann man entweder zwischen diversen Basen für Tonarme oder aus verschiedenen Fertigoptionen des Vertriebes auswählen. In dem vom Vertrieb erhaltenen Paket ist neben dem Laufwerk ein Jelco SA-750BD, ein Tonarmkabel WSS Silverline mit 1,5 Metern Länge, eine Plattentellermatte aus Gummi-Kork-Mischung nebst Justierschablone und eine Abdeckung aus Plexiglas enthalten. Das alles kostet zusammen gerade mal 2500 Euro und ist damit erheblich günstiger, als die Summe der einzelnen Teile. Ach ja, dem Jelco liegt auch noch ein schwereres Gegengewicht zum Ausbalancieren von Tonabnehmern über 12 Gramm Eigengewicht bei.
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