So ein Gehäuse strahlt schon eine Menge Selbstbewusstsein aus: Ein – wie ich finde – ebenso gelungenes wie eigenständiges Design garantiert nach Ansicht seiner Schöpfer den nötigen Wiedererkennungswert – da scheint selbst der Markenname verzichtbar. Aber die Orpheus Phonostufe hat viel mehr zu bieten als ein gefälliges Äußeres, konstruktiv wie klanglich.
Ich bin nicht so zurückhaltend wie die Erbauer der Phonostufe und nenne ganz unverblümt ihren Markennamen: Thrax. Den hatte ich zwar schon häufiger und fast immer immer mit Lobeshymnen verbunden gehört – so setzt auch Rainer Weber, der Entwickler der Kaiser Acoustics Lautsprecher, in seiner Referenzanlage auf Thrax –, aber dies ist von einigen Messebesuchen mal abgesehen die erste Gelegenheit, mich mit einer der feinen Elektronik-Komponenten intensiver auseinanderzusetzen. Chef der im bulgarischen Sophia angesiedelten Firma ist Rumen Artarski, der mir per Skype ein wenig über sich, seine Company und Orpheus – so heißt die Phonostufe – erzählte. Er arbeitete längere Zeit in England als Toningenieur und kam wie so viele Firmengründer in der Hifi-Szene aus Unzufriedenheit mit den angebotenen Geräten dazu, selbst in die Entwicklung und Fertigung einzusteigen. Er tat das mit der ihm eigenen Konsequenz: Als ihm die Oberflächenqualität der von seinen Zulieferern produzieren Gehäuseteile nicht genügte, investierte er kurzerhand in eine eigene CNC-Maschine. Denn die Chassis seiner Verstärker und Wandler sollten wie aus dem Vollen gefräst wirken. Sie kommen ohne sichtbare Schrauben aus und sind dennoch aus einer Reihe von Teilen zusammengesetzt, die mit einer enorm hohen Fertigungsqualität hergestellt werden müssen, damit alles wie aus einem Guss wirkt.
Doch deutlich wichtiger als die ansprechende Gestaltung ist die Firmenphilosophie: Rumen Artarski und sein zehnköpfiges Team, in dem einzelne Modelle komplett von ein und derselben Person hergestellt werden, beziehen sich auf bewährte Konzepte zum Beispiel von Shishido San (Wavac) und Kondo San (Audio Note Japan), die sie weiterentwickeln und mit den jetzigen technischen Möglichkeiten umsetzen. Kein Wunder also, das Trioden-Schaltungen bei Thrax das Mittel der Wahl sind und man auch nicht vor dem kostenintensiven Einsatz von hochwertigen Übertragern zurückschreckt. Selbst die Hybrid-Endstufe namens Heros schickt ihre 100 Transistor-Watt über einen Ausgangstransformator an die Lautsprecher. Dabei zählt Thrax aber erfreulicherweise nicht zu den in unserer Branche gar nicht so selten anzutreffenden Herstellern, die einen speziellen Aspekt in das Zentrum ihrer Bemühungen stellen – wie etwa Röhrenschaltungen, die Energieversorgung oder die Kontrolle von Vibrationen – und darüber die andere vernachlässigen: Ein Thrax-Verstärker ist eine ganzheitliche Lösung.
So auch der Orpheus, der über drei Eingänge verfügt: zwei mit Cinch-Buchsen und einen mit XLR-Anschlüssen. Jeder Eingang lässt sich für MM- respektive MC-Systeme konfigurieren. Bei letzteren hat man noch die Wahl zwischen Low- und High-Output-Typen. Bei einem EMT-Derivat mit einer Ausgangsspannung von etwa einem Millivolt bei einer Schnelle von fünf Zentimetern pro Sekunde beispielsweise empfiehlt Rumen Artarski die High-Einstellung. Hier liegt der Abschlusswiderstand dann auch bei 200 Ohm, während es bei der Low-Anpassung mit einer Gesamtverstärkung von 62 Dezibel 50 Ohm sind. Bei MCs erfolgt die erste „Verstärkung“ in Step-Up-Transformatoren von Lundahl. Hier können ganz nach den Bedürfnissen des Kunden für Tonabnehmer mit sehr geringer Ausgangsspannung aber auch Übertrager mit einem höheren Übersetzungsverhältnis bestellt werden – der Orpheus ist modular aufgebaut und daher sind individuellen Wünschen wenig Grenzen gesetzt.
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