Der Kollege war von einem Vollverstärker, der aber lediglich über einen Phonoeingang für Moving-Magnet-Tonabnehmer verfügte, derart begeistert, dass er vorschlug, einen Silvercore MC-Übertrager zu ordern und ihn mit dem momentanen Objekt der Vollverstärker-Begierde gemeinsam zu testen. Da das gewünschte Modell gerade nicht vorrätig war, bot Silvercore-Inhaber Christof Kraus kurzerhand sein Topmodell, den MC Pro, zum Test an. Wer könnte da widerstehen? Kurz darauf traf der Trafo dann auch bei Jörg Schimmel ein, während der Amp noch im Fotostudio stand. Als der dann endlich im Hörraum seines Fans eintraf, wies er leider einen veritablen Transportschaden auf – was den Test des Silvercore erst einmal vereitelte. Der Besuch auf der Webseite von Silbercore hatte mich inzwischen so neugierig gemacht, dass ich mir gut vorstellen konnte, das feine Silberteil auch einmal eine Weile zu hören. Leider ist meine Phonostufe aber nur für MC-Tonabnehmer ausgelegt, die Verwendung im Kombination mit einem MC-Übertrager also ausgeschlossen.
Seit einem Test vor über sieben Jahren habe Tim de Paravicinis EAR 912 Vorverstärker noch immer in bester Erinnerung. Und der bietet sowohl einen – natürlich mit einem Eingangsübertrager ausgestatteten – MC- wie auch einen MM-Eingang und ermöglicht damit nicht nur den Betrieb des Silvercore, sondern liefert den Bezugspunkt für einen Vergleich gleich mit. Lothar Mertens, der Vertriebsleiter von Esoteric Audio Research für Deutschland, erklärte sich freundlicherweise auch gleich bereit, mir eine der mit einer Vielzahl von Übertragern – MC-Eingangs-, XLR-Desymmetrierungs- und Ausgangsübertrager sowie Zwischenübertrager zur dreistufigen Pegelanpassung des Phonoteils – ausgestatteten Vorstufen für eine Weile zu überlassen. Und wie ich es in Erinnerung hatte, agiertet die 912 als reine Line-Vorstufe einen Tick saftiger und emotionaler als meine Brinkmann Marconi, bei der ein minimal schlankerer Oberbass für eine etwas bessere Durchzeichnung sorgte – zumindest, wenn die EAR-Röhrenvorstufe ohne jegliche Tuningmaßnahmen auf einer Ebene des Pagode-Racks steht. Um sie ebenfalls mit Akustic-System-Füßen auf eine höheres (Auflösungs-)Niveau zu liften, reicht der Abstand zwischen den Etagen des Racks leider nicht aus. Aber was soll's: Es hat durchaus seinen Reiz, für eine Weile ein wenig Durchhörbarkeit gegen mitreißende Spielfreude einzutauschen.
Prinzipiell kann man einen MC-Übertrager ja nicht mehr neu erfinden, was macht Christof Kraus, der übrigens auch für den Nobelhersteller Silbatone Übertrager wickelt, also Besonderes? Beim MC Pro verwendet er laut Selbstauskunft beispielsweise so um die 150 Gramm 99,99 prozentig reines Silber. Statt des üblichen massiven Drahtes wickelt er Litzen auf den überdimensionierten, amorphen Ringkern. Die Primärwicklung weist einen Gleichstromwiderstand von lediglich 0,1 Ohm auf, wodurch das Signal des Tonabnehmers nur sehr wenig bedämpft werden soll, was ihn „wesentlich lauter aufspielen“ lasse. Christof Kraus bescheinigt seiner Konstruktion eine so „hohe Resonanzfrequenz und frequenzlineare Abbildung“, dass er auf interne Anpassungswiderstände gänzlich verzichten könne. Das Musiksignal werde also nicht unnötig abgeschwächt und liege daher lauter am Vorverstärkter an als bei herkömmlichen Übertragern mit demselben Übersetzungsverhältnis. Die zum Schutz vor Einstreuungen in MU-Metall gekapselten Übertrager sind konsequent symmetrisch beschaltet, und der MC Pro wird serienmäßig mit XLR-Buchsen ausgeliefert. Jörg Schimmel hatte allerdings eine mit Cinch-Buchsen bestückte Version bestellt und sich beim Übersetzungsverhältnis für die Variante mit 1:20 entschieden, die für Tonabnehmer mit einem Innenwiderstand bis 12 Ohm ausgelegt ist und einen Abschluss mit 25 Ohm darstellt.
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