Second Statement From Birdland: Der Paul Kuhn Trio-Download

02.04.2010 // Dirk Sommer

Paul Kuhn gastierte mit seinem Trio am 21.03.10 im Birdland und Sommelier du Son hat das gesamte Konzert sowohl analog als auch digital mitgeschnitten. Das Hifistatement-Team ist ein bisschen stolz darauf, Ihnen hier einen Song des swingenden Mannes am Klavier als Download in guter und bester digitaler Qualität präsentieren zu dürfen. Doch zuerst die Konzertkritik der Neuburger Rundschau:

Paul Kuhn sang und moderierte über ein fein restauriertes Neumann KMS 85
Paul Kuhn sang und moderierte über ein fein restauriertes Neumann KMS 85

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Neuburg. Immer noch den Swing im kleinen Finger, trotz realer 82 Jahre, davon gefühlte 80 auf der Bühne: Alles gesehen, alles erlebt, die großen und die kleinen Stunden, Hallen und Clubs, Höhen und Tiefen, die Fallen des Business und die immer nach oben strebende Strickleiter der eigenen Kunst. Paul Kuhn im Jazzclub Neuburg an der Donau. Triobesetzung, kein Schnickschnack, klar und authentisch!

Durch all die Jahre hat er der Musik der jungen Jahre unverbrüchlich die Treue gehalten, allem Entertainment zum Trotz. So perlen ihm die „Unforgettable Golden Jazz Classics‟, wie seine letzte CD betitelt ist, nach wie vor nur so aus den Fingern. Geläufig, gelenkig, mit untrüglichem Gespür für Timing, Swing, Dynamik und jenem Touch der Persönlichkeit, die einen wirklich Großen auszeichnet.

Ein Sugar Daddy ohne Geld

Martin Gjakonovski am Bass und Willy Ketzer am Schlagzeug geben einen gut strukturierten Hintergrund, sorgen für eine lebendige, überaus einfühlsam dienliche Begleitung. Mittelpunkt freilich bleibt Paul Kuhn, der wahrscheinlich waschechteste Jazzer in der Altherrenriege musikalischer Entertainer seiner Generation: „Sie wissen, was ein „Sugar Daddy’ ist? So was wie ich, nur viel reicher.‟ Vor allem aber: Er hat’s noch drauf, nichts ist eingerostet, nicht im Kopf, nicht im Herzen, nicht in den Händen, die über die Klaviatur swingen wie eh und je. „You‘re Driving Me Crazy‟, „Nuages‟ oder „London By Night‟ geben beredtes Zeugnis. Lange solistische Exkurse sind seine Sache nicht, in der Kürze liegt die Würze, im Wiedererkennungswert der Songs, der Stimme, der Melodien, in den kleinen, feinen Verzierungen, die Kuhn in seine Soli flicht, leicht und behände, mit abgeklärter Erfahrung und unnachahmlicher Musikalität, flink, flott, quicklebendig. Man nimmt sie ihm einfach ab, die tausendfach und mehr gespielten Standards: „It Don’t Mean A Thing‟, „Puttin’ On The Ritz‟, „As Time Goes By‟, „Route 66‟ und und und. Auch zwei eigene Stücke schmiegen sich unmittelbar in den Reigen, „Griff‟ für den Kollegen Johnny Griffin, „Lucky Seven‟ fürs eigene Leben. Er ist und bleibt einfach der Mann am Klavier, gut und reif und ehrlich: Play it again, Paul!

Tobias Böcker



Sollte diese Trio-Aufnahme noch ein wenig besser klingen als der Multimikrofon-Mitschnitt des Joe Kienemann Trios, könnte das am ungeheuren Aufwand liegen, den wir für dieses – wie sich später herausstellen sollte – wunderbare Konzert betrieben haben. So stammten etwa sämtliche Mikrofonkabel vom amerikanischen Nobel-Hersteller Kubala-Sosna. Michael Bönninghoff vom deutschen Earthworks-Vertrieb S.E.A. war eigens angereist, um zu schauen, ob bei der Abnahme des Bösendörfer-Flügels das PianoMic-System auch optimal positioniert war (vgl. Abb. 3 im Kienemann-Artikel) und die Kollegen Fink und Heeren hatten sich bereit erklärt, den Transport des analogen Goldfolien-Halls EMT-240 zu übernehmen. Auch wenn der Hall für die markante Stimme Paul Kuhns schließlich recht dezent eingesetzt wurde, legten die meisten Beteiligten großen Wert darauf, dass bei der Aufnahme alles so analog wie möglich vonstatten ging.

Paul Kuhn wurde von Martin Gjakonovki und Willy Ketzer begleitet. Eine Plexiglaswand zwischen dem Bassisten und dem Power-Schlagzeuger („Dynamik ist auch laut‟) verringert das Übersprechen zwischen den Instrumenten
Paul Kuhn wurde von Martin Gjakonovki und Willy Ketzer begleitet. Eine Plexiglaswand zwischen dem Bassisten und dem Power-Schlagzeuger („Dynamik ist auch laut‟) verringert das Übersprechen zwischen den Instrumenten

Aber auch ausgesprochene Analog-Fans bewegen nicht zwei je fast zentnerschwere Studer A810 und 70 Kilogramm Hall aus rein ideologischen Gründen durch die Gegend. Der Autor würde den Aufwand zwar billigend in Kauf nehmen, um in den Besitz einer exklusiven analogen Aufzeichnung dieses fantastischen Trios für den privaten Gebrauch zu gelangen, doch dieses egoistische Ziel hätte gewiss keinen der erwähnten Kollegen zur Mitarbeit motiviert. Und dennoch geht es hier um die Erfüllung eines ganz privaten Wunschtraums: Den Hifistatement-Herausgeber Reinhold Martin begleitete die Musik Paul Kuhns seit frühester Jugend und deshalb soll die erste LP des frisch gegründeten Labels Statements in Sound eben eine von Paul Kuhn sein. So kam es nach nicht allzu langer Vorbereitung zu dieser Aufnahme. Wir werden uns bemühen, die fertige Schallplatte bis zur High End in Händen zu halten. Wer nicht so lange warten möchte oder keinen Wert auf Vinyl legt, kann die aktuelle CD, die viele der in Neuburg gespielten Titel enthält und deren Cover wir hier als Download-Button zweckentfremden, mit ein paar Klicks bestellen:


Für alle Fans analoger Aufnahmen und hochaufgelöster Musikdateien jedoch gibt es hier einen Vorgeschmack auf die kommende LP in CD-Qualität und in 24/96er Auflösung: Paul Kuhns Version von „It Don‘t Mean A Thing‟ mit einem superben Scat-Solo.

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Paul Kuhn Trio
It Don‘t Mean A Thing

16 bit / 44,1 kHz
ca. 32 mb (wav)
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Paul Kuhn Trio
It Don‘t Mean A Thing

24 bit / 96 kHz
ca. 105 mb (wav)

Alle Mikrofonkabel und die Weiterleitung aus dem Acousta-Pult auf die Verteiler-Karte von ANT stammen aus der Stage Reference und Studio Reference Serie von Kubala-Sona
Alle Mikrofonkabel und die Weiterleitung aus dem Acousta-Pult auf die Verteiler-Karte von ANT stammen aus der Stage Reference und Studio Reference Serie von Kubala-Sona

PS für technisch Interessierte: Der Download ist Teil der digitalen Sicherheitskopie der analogen Mischung, wurde mit einer Nagra LB auf eine Compact Flash Card aufgezeichnet und mit Sonic Studios soundBlade geschnitten, normalisiert und ausgeblendet. Die Umrechnung der originären 24/96-wav-Datei in ein 16/44.1-wav-File erfolgte mit dem Weiss Sample Rate Converter.

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